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Der innerstädtische Handel steht massiv unter Druck. Die BBE Handelsberatung hat zehn Massnahmen identifiziert, wie sich die City stärken lässt. Dabei spielt der Lebensmittelhandel eine wichtige Rolle.
Als wären Digitalisierung und neue Kundenpräferenzen nicht genug: Im Zuge von Corona hat sich die Situation des stationären Einzelhandels in kleinen wie in grossen Kommunen noch einmal dramatisch verschlechtert. «Das gefährdet das wirtschaftliche Ökosystem der Innenstadt sowie die Lebensqualität in den Zentren», lautet ein aktueller Befund der BBE Handelsberatung. Der Handelsverband Deutschland untermauert dies mit seiner Trend-Umfrage im Dezember 2020 unter 500 Handelsunternehmen. Danach sieht sich ein Drittel der Einzelhändler in Existenznöten. «Die Lage ist nach wie vor insbesondere in den Innenstädten dramatisch. Das in normalen Jahren so umsatzstarke Weihnachtsgeschäft könnte 2020 für bis zu 50 000 Händler in die Insolvenz führen», sagt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Ein Leben nach Corona
Die BBE sieht Corona aber nicht als alleinige Ursache für die akuten Probleme, sondern quasi als Brandbeschleuniger einer schon länger schwelenden Krise: «Was für viele Städte und Betroffene nicht neu ist, hat durch die Folgen der Coronakrise nun eine dramatische Dimension angenommen.» Im Ergebnis nehme die Leitfunktion des Einzelhandels für die Innenstädte immer weiter ab. Brisant auch laut BBE: Jeder fünfte Verbraucher (21 %) will zukünftig noch häufiger online statt in klassischen Geschäften einkaufen. Die Handelsexperten sind allerdings überzeugt, dass es soweit gar nicht erst kommen muss – und haben zehn Massnahmen identifiziert, mit der sich die Widerstandsfähigkeit der Innenstädte stärken lässt.
Die wesentliche Erkenntnis ist, dass die Attraktivität und Aufenthaltsqualität in der City gesteigert werden müssen. Dabei spielt den City-Händlern die demografische Entwicklung in die Hände. Denn viele Menschen, gerade auch die jüngeren, verlieren die Lust an weiten Fahrten zum Einkaufen und schätzen die Versorgung in der Nachbarschaft. Dazu zitieren die BBE-Experten den Lebensmittelhandel. Dessen Beispiel zeige, dass sich das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert. Zuletzt hatten Nahversorger in der Nachbarschaft neuen Zulauf, während die Grossflächen vor den Toren der Stadt Frequenz einbüssten. Die BBE erwartet, dass dieser Trend unabhängig von Corona anhält. Ihr Argument: Weil die Distanzsensibilität der Verbraucher zunimmt, ihre Preissensibilität aber sinkt, entscheiden zunehmend Nähe und Angebotsqualität, ob das physische Ladengeschäft aufgesucht wird oder eben nicht. «Im Ergebnis sollten Händler lieber eine etwas kleinere Fläche nah beim Kunden wählen als eine grosse Fläche, die schwer erreichbar ist», raten die Autoren der Studie.
Strategien für die Innenstadt
Ein unübersehbarer Trend ist das Wohnen in der Innenstadt. Vor allem junge, karriereorientierte Menschen messen urbanen Lebensstilen mehr Wert zu als dem Wohnen im Grünen. Aber auch Ältere zieht es wieder aus den Vororten in die City. Indem Wohnraum über der Erdgeschosszone mit Geschäften errichtet wird und gemischte Quartiere mit Anwohnern und Händlern entstehen, erhöht sich automatisch die Grundfrequenz in der Innenstadt. Auch Markant Partner greifen diesen Trend in ihrer Standortentwicklung auf und gehen mit kleineren Supermärkten gezielt in die City.
Urban
Markant Partner beleben die City
Im Dezember 2020 hat tegut seinen ersten Supermarkt in München eröffnet, und zwar wie zuvor schon in vielen anderen Städten in zentraler Lage. Der Markt befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofs, des Stachus und des Alten Botanischen Gartens im sogenannten Elisenhof. Gleichzeitig testet das Unternehmen am Stammsitz in Fulda ein neues, digitales Kleinstladenkonzept für die lokale Nahversorgung, das mit dem «Innovationspreis des Handels 2020» ausgezeichnet wurde.
Die Bünting Gruppe testet ein neues City-Format. Im Juli 2020 ging mitten in Oldenburg der neue «Combi City Markt» mit 450 Quadratmetern Verkaufsfläche an den Start (Bericht im Markant Magazin 11/2020). In Ergänzung zum Einkaufen gibt ein Automat direkt neben dem Markt Lebensmittel rund um die Uhr aus. Zielsetzung dieses Konzeptes ist es, die Nahversorgung in der Innenstadt zu verbessern.