Vielfalt zahlt sich aus

Montag, 07. August 2017
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Brotspezialitäten bringen Abwechslung ins Regal – und das Angebot ist heute so umfangreich wie die Kundenwünsche selbst. Ein Marktüberblick.

Mehl, Wasser, Salz und Hefe sind seit Jahrhunderten die Grundzutaten für Brot. Doch bei knapp 46 Kilogramm Brot, die jeder Deutsche laut dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks im vergangenen Jahr gekauft hat, ist Abwechslung gern gesehen. Und so kommen zu den rund 3.200 eingetragenen Spezialitäten in Deutschland beinahe täglich neue hinzu, denn die Grossbäckereien ergänzen das Angebot fortlaufend mit originellen Rezepturen und spannenden Zutaten.

Stets im Fokus: die vielfältigen Bedürfnisse der Konsumenten. Zu den wichtigsten Treibern gehört der seit Jahren anhaltende Trend zu einer bewussteren Ernährung. «Er verstärkt sich eher noch, als dass er abflaut», sagt Eve Burgardt, Marketingleiterin bei Lieken und ergänzt: «Die Verbraucher zahlen sogar einen höheren Preis, wenn die Artikel einen erkennbaren Zusatznutzen haben. » Für diese Zielgruppe haben etwa Mestemacher und Harry-Brot spezielle Eiweissbrote im Programm, die mit proteinreichen Zutaten wie Soja- oder Erbsenschrot angereichert sind und eine Low-Carb-Ernährung unterstützen sollen. Besonders erfolgsversprechend sind dabei Konzepte, wenn sich der Well-Being-Aspekt mit neuen, exotischen Zutaten unterstreichen lässt. So stand das Jahr 2016 unter dem Zeichen der Chia-Samen, die noch immer hoch im Kurs stehen. Darüber hinaus kommt 2017 bei Lieken Spinat und Brennnessel ins Brot, bei Harry-Brot Süsskartoffel und Rote Bete und bei Délifrance Cranberries.

Snacking, Convenience und to-go als Haupttreiber

Immer wichtiger wird den Verbrauchern auch das Thema «Free from». An Menschen mit Zöliakie und Glutensensitivität richten sich beispielsweise die neuen Brotsorten von Schär und Wasa, in denen die glutenhaltigen Getreidearten von Buchweizen- und Reismehl ersetzt werden. Bei Wasa sind weitere Bio- und vegane Produkte in Planung. Daneben sind Brote mit «Clean Label» gefragt, die auf Stoffe verzichten, die von den Verbrauchern als ungesund wahrgenommen werden. Lantmännen Unibake beispielsweise greift diesen Trend mit der Range «pur» auf. Bei Délifrance unterliegen die meisten Produkte dem «Naturalité-Prinzip», das eine Herstellung ohne künstliche Farb- und Aromastoffe sowie gehärtete Fette umfasst und die Verwendung von Zusatzstoffen so weit wie möglich einschränkt. Zudem führt das Unternehmen schrittweise zertifiziertes Palmöl ein. Bei Wasa hingegen sind alle Produkte palmölfrei.

Neben Wellness und Gesundheit nehmen die Hersteller auch die Themen Snacking, Convenience und to-go als Treiber wahr – Reaktionen auf die mobiler werdende Gesellschaft. «Indem Masse, wie klassische Mahlzeiten im eigenen Zuhause seltener werden, gewinnt die Verpflegung ausser Haus an Bedeutung», sagt Robert Grimme, Geschäftsführer von Lantmännen Unibake Germany. Davon profitiert das klassische Frühstücksbrötchen ebenso wie Toastbrot, Hot-Dog- oder Burger-Brötchen. Trotzdem  haben auch die Klassiker eine grosse Fan-Gemeinde. Mestemacher registriert ein grosses Wachstum von Westfälischem Pumpernickel, Saatenbroten und - brötchen, aber auch französischen und italienischen Focaccia-Broten.

Angebot wird immer vielfältiger

Und in Zukunft? Die Hersteller sind sich einig, dass das Angebot noch breiter werden wird. Künftig gehe es nicht mehr nur um verschiedene Geschmacksrichtungen, sondern um ein breites Portfolio für die vielfältigen Konsumentenbedürfnisse, so die Prognose aus dem Hause Wasa. Das sei wichtig, um am Markt bestehen zu können. Im Brotregal der Zukunft wird Well-Being einen festen Platz haben. «Aus unserer Sicht ist das weder ein kurzlebiger Hype, noch bedeutet er das Ende des klassischen Brotes», sagt Eve Burgardt. Denn die Konsumenten wollen beides: «Bodenständig und gesund», bringt es Robert Grimme auf den Punkt. Prof. Dr. Ulrike Detmers, Geschäftsführerin bei Mestemacher, schätzt, dass internationale Brot- und Backwaren-Spezialitäten und deutsche Klassiker das Angebot prägen werden. Und kleinere Packungsgrössen werden auf dem künftigen Brotregal liegen. Karina Alikhan, Marketingleiterin bei Harry-Brot, nennt hier vor allem die 400-Gramm- bis 600-Gramm-Packungen. «Vom Kunden sind diese schnell verzehrt und können durch frische Ware ersetzt werden. Das macht auch die Entscheidung für Spezialitäten leichter.» Und so schliesst sich der Kreis.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

6,4 %

geringer war der Absatz von Backwaren im Zeitraum Mai 2016 bis April 2017 im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz sank dabei um 0,6 %. Am schlechtesten verkaufte sich das Sortiment über die Kanäle Cash+Carry (Absatz: -14,2 %) und große Supermärkte (-12,6 %). In den verschiedenen Kategorien verlor Halbgebackenes die meisten Anteile, hier halbierte sich der Absatz. Brotchips wiederum legten mit 12,9 % beim Absatz am meisten zu. Auch Schnittbrot und Brötchen gewannen hinsichtlich Um- und Absatz gegen den Trend um ein paar Prozentpunkte.

Quelle: Nielsen

 

Tipps

Wie sich die Attraktivität der Backwarenabteilung noch steigern lässt.

  • Mestemacher empfiehlt, das Produktsortiment zu schärfen und auf moderne Lifestyle-Produkte mit Nutzenoptimierung zu setzen. Dem modernen Lebensstil entspräche etwa ein Veggie-Vollkornbrot mit 23 Prozent ausgewählten Ölsaaten, das ungeöffnet bis zu sechs Monate lang frisch bleibt.
  • Wasa zufolge profitiert der Händler, wenn er seinen Kunden neue Verzehranlässe aufzeigt. Das Unternehmen unterstützt das Vorhaben mit Zweitplatzierungen wie zum Beispiel mit einer Snacking-Promotion für die Produktlinien Delicate und Sandwich oder der Jahresstart-Promotion. Sie sollen Shopper an die Kategorie heranführen und eine gesteigerte Kundenfrequenz nach sich ziehen.
  • Delifrance empfiehlt Verbundplatzierungen, die die Authentizität der Produkte herausstellen: im SB-Bereich etwa schutzverpackte Baguettes mit französischen Konfitüren-Spezialitäten und im Bake-off-Bereich rustikale Brote und Snacks mit einem französischen Landwein. Mit ansprechenden Displays lässt sich schon von weitem auf den Genuss à la française hinweisen.
  • Der Duft von frisch Gebackenem ist ein Kundenmagnet, weiss Harry-Brot und empfiehlt die räumliche Nähe von SB-Brotregal und Prebake-Station. Das mehrmalige Backen während der Ladenöffnungszeiten und die Betreiberqualität der Prebake-Station können Einfluss auf die Einkaufsstätten-Wahl der Kunden haben und umsatzfördernd wirken.
  • Lantmännen Unibake empfiehlt, saisonale Anlässe zu nutzen. In der Urlaubszeit wollen Verbraucher mit exotischen Produkten das Urlaubsfeeling verlängern, indem sie die im Ausland probierten Spezialitäten zu Hause geniessen. In der Grillsaison unterstützt eine Event-Platzierung mit Grillfleisch, Würstchen und Beilagen wie Hot Dog- und Burger-Brötchen oder Sossen den Abverkauf.
  • Lieken rät, Zweitplatzierungen an strategisch sinnvollen Orten zu platzieren. Am Anfang des Brotregals, auch im Verbund mit anderen Produkten, durchbrechen sie die Kaufroutine und lenken die Aufmerksamkeit der Kunden auf die Produkte. Auch Neuprodukte lassen sich dort gut in Szene setzen. Das bewirkt zusätzliche Abverkäufe und höhere Bon-Summen.

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Wasa Gluten- und Laktosefrei sesame & seasalt ist ein glutenfreies Knäckebrot.

Bon Raisin ist ein weizen- und glutenfreies Rosinenbrötchen mit 18 Prozent Rosinenanteil und einer leichten Vanillenote.

Die Milchbrötle werden mit frischer Alpenmilch hergestellt anstelle von Milchpulver.

Die italienische Brotspezialität Focaccia in den Sorten Käse & Zwiebel, Sour Cream und Sweet Chili lässt sich im Toaster, im Backofen oder auf dem Grill rösten und passt als Snack oder als Beilage zu vielfältigen Anlässen.

Das Hamburger Brötchen Wasabi ist eine Variante der Hot & Spicy-Range und hat eine würzige Wasabi-Meerrettich-Note.

Das Superfood Petite Baguette Dinkel-Chia-Cranberry für die Bake-off-Station besteht aus Dinkel- und Roggenmehl, das mit Chia-Samen und Cranberries angereichert ist.

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