Veggie auf die Schnelle

Donnerstag, 02. Juni 2016
Foto: StockFood

Es gibt immer mehr Vegetarier, Veganer und Flexitarier. Auch sie wollen auf den Komfort von Fertiggerichten nicht verzichten. Die Markenhersteller sind gefordert und passen ihr Sortiment an.

Früher ging es den Verbrauchern bei Fertiggerichten in erster Linie darum, schnell eine Mahlzeit essen zu können. Heute sind sie anspruchsvoller. Aktuell beschäftigt die Hersteller der Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung. So macht auch diese Entwicklung vor der Kategorie der Fertiggerichte nicht Halt. Produzenten und Händler dürfen sich freuen: Als potenzielle Kunden kommen nicht nur die überzeugten Vegetarier und Veganer infrage. „Auch Bio-Käufer möchten sich gesund ernähren, jedoch nicht auf den Komfort von Fertiggerichten verzichten“, heißt es aus der Bio-Zentrale. Eine weitere wichtige Zielgruppe sind die sogenannten Flexitarier. Sie essen seltener, aber dafür hochwertiges Fleisch und suchen auch öfter nach fleischlosen Alternativen.

Mehr Veggie-Fertiggerichte

Die steigende Nachfrage nach vegetarischen und veganen Fertiggerichten bestätigt auch eine aktuelle Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Mintel. So trugen im Jahr 2015 zwölf Prozent aller auf den deutschen Markt gebrachten Fertiggerichte die Bezeichnung „vegetarisch“ und neun Prozent die Bezeichnung vegan. Im Jahr 2011 waren es noch zwei Prozent (vegetarisch) beziehungsweise ein Prozent (vegan). Zudem ist die Anzahl an Fertiggerichten, die damit werben „vegetarisch“ zu sein, in Deutschland zwischen 2011 und 2015 um mehr als das Siebenfache und als „vegan“ bezeichnete Fertiggerichte um mehr als das Zwanzigfache gestiegen.

Im Trend liegen vegetarische und vegane Fertiggerichte mit möglichst naturbelassenen und gesunden Zutaten in Premium-Qualität. Auch klassische Rezepturen sind nach wie vor gefragt. So bietet Erasco im Bereich Eintöpfe die vier Topseller Linseneintopf, Erbseneintopf, Grüne Bohne und Gemüse-Nudel auch als vegetarische Variante an. Laut B&S  seien vegetarische ‘To Go’ Fertiggerichte im Kommen, sowohl gekühlt als ungekühlt. Ferner wünschen sich die Verbraucher laut Unilever und Iglo mehr Komfort und kleinere, portionierbare Einheiten. Beide Unternehmen haben dabei auch festgestellt, dass die Verbraucher eine große Auswahl verschiedener Varianten erwarten. Laut Bio Gourmet seien zudem Produkte mit Super-Grains, wie Quinoa und Amaranth, im Kommen.

Marktchancen

Die Zahl der Vegetarier, Veganer und Flexitarier und damit die Nachfrage nach fleischlosen und pflanzlichen Fertiggerichten sollen weiter steigen. Davon ist man bei Unilever überzeugt. Potenzial gebe es noch bei Produkten in Bio-Qualität. Bei Iglo ist man etwas zurückhaltender: „Vegetarisch oder vegan sind tolle Wachstumsfelder, allerdings sind die Begriffe sehr politisch besetzt.“ Es bleibe abzuwarten, ob der mediale Trend im Markt nicht zu schnell eine Wachstumsgrenze erreiche.

Vertrauen schaffen

Die Ergebnisse von Mintel zeigen weiter: 27 Prozent der 16- bis 24-Jährigen meinen, dass Fertiggerichte eine gesunde Option seien. Etwa die Hälfte gibt an, dass diese Produkte zu viele stark verarbeitete Inhaltsstoffe enthalten. Auf diese Bedenken haben Hersteller eine Antwort: Iglo setzt auf transparente Informationen bezüglich Herkunft, Rezepturen und Herstellungsprozesse. Soweit es die Verpackungsmöglichkeiten zulassen, arbeitet die Bio-Zentrale häufig mit Sichtfenstern, so dass die Verbraucher den Produktinhalt erkennen. Unilever begegnet der Skepsis der Verbraucher unter anderem mit dem „Clean labeling“, also dem Verzicht auf künstliche Farb- und geschmacksverstärkende Zusatzstoffe.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Interview

Katya Witham, Senior Food & Drink Analystin bei Mintel

Welche Altersgruppen zeigen besonderes Interesse für vegetarische und vegane Fertiggerichte?
Im Allgemeinen kaufen eher jüngere Kunden Fertiggerichte. Bei einer Mintel-Umfrage aus dem Jahr 2015 gaben 78 Prozent der 16- bis 24-jährigen beziehungsweise 76 Prozent der 25 bis 34-jährigen Verbraucher an, in den sechs Monaten vor der Studie Fertiggerichte gekauft zu haben. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der Kunden ab. Von den über 55-Jährigen war es nur knapp die Hälfte. Es sind vor allem auch junge Verbraucher, die bei ihrer Lebensmittelauswahl Gesundheit-, Lifestyle- und Umweltaspekte berücksichtigen. Deshalb stellen sie die wichtigste Zielgruppe für vegetarische und vegane Fertiggerichten dar.

Welche vegetarischen und veganen Fertiggerichte sind bei den Verbrauchern am beliebtesten?
Im gesamten Segment stellt Ethnik-Food eine der dynamischsten Geschmacksrichtungen dar. So sind mediterrane und asiatische Rezepturen wie zum Beispiel chinesisch oder thailändisch, sehr beliebt. Daneben gibt es eine signifikante Anzahl von Verbrauchern, die nach wie vor traditionelle deutsche Gerichte bevorzugen.

Welche Trends zeichnen sich derzeit in der Kategorie ab?
Zunehmendes Interesse zeigen die Verbraucher für individuell angepasste Fertiggerichte. 56 Prozent der Konsumenten, die Fertiggerichte essen, sagen, dass sie die Mahlzeiten gerne nach ihrem persönlichen Geschmack auswählen möchten, indem sie zum Beispiel verschiedene Komponenten zu einer vollständigen Mahlzeit individuell zusammenstellen können.

Welches Potenzial sehen Sie bei vegetarischen und veganen Fertiggerichten, und welche Rolle spielt dabei die Bio-Qualität?
Fleischlose beziehungsweise rein pflanzliche Rezepturen haben durchaus Potenzial, wie unsere Studie bestätigt: In 2015 nannten 22 Prozent aller Verbraucher in Deutschland, vegetarisch/vegan sei ein wichtiges Kriterium für den Kauf von Fertiggerichten. Von den 16-24-Jährigen sind es 31 Prozent. Bio spielt eine immer wichtigere Rolle bei Fertiggerichten. Trugen 2011 noch drei Prozent der von Mintel erfassten Fertiggericht-Neueinführungen das Bio-Siegel, waren es 2011 schon 16 Prozent. Fast die Hälfte der Verbraucher in Deutschland ist bereit, für Bio-Fertiggerichte mehr Geld auszugeben.

Welche Zielgruppen sollte der Handel im Blick haben?
Eine wichtige Zielgruppe sind die Flexitarier, die eine gute Alternative zu Fleisch suchen. Zudem haben Fertiggerichte mit Fleischersatz wie Soja, Seitan oder Tofu Potenzial, solche Kunden anzusprechen, die eiweißreiche Lebensmittel und auf pflanzlichem Eiweiß basierende Produkte suchen.

Mehr zum Artikel

Bei den Knorr Natürlich Lecker-Produkten handelt es sich um eine Würzbasis, die für die vegetarische und vegane Ernährung geeignet sind.

Den Mirácoli „Klassiker“ gibt es jetzt auch für kleinere Haushaltsgrößen von ein bis zwei Personen.

Die Marokkopfanne vereint orientalische Gewürze und den süßen Geschmack der Feige zu einem Fertiggericht.

Von Weight Watchers gibt es drei neue Fertiggerichte im Kühlregal: Gemüse Risotto, Indische Reispfanne sowie Veggie Spaghetti Bolognese bieten fleischfreie Alternativen.

Bio Gourmet bietet vier neue Fertigmischungen in den Sorten Risotto mit Steinpilzen, Risotto mit Safran, Roter Linsen-Topf und Indisches Curry an.

Halberstädter hat unter der Marke Halvega das vegetarische Chili con Carne auf den Markt gebracht.

Sonnen Bassermann bietet eine Range vegetarischer und veganer Suppen und Eintöpfe als 400-ml-Portion an.