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Bei Tabakwaren müssen Händler ihr Angebot kontinuierlich anpassen, um keine Kunden zu verlieren. Denn in rascher Folge kommen neue Packungsformate, Zubehörartikel und E-Zigaretten auf den Markt.
Die Sortimentspflege bei Tabakwaren ist für den Lebensmittelhandel eine ständige Herausforderung. Die Produktauswahl verändert und vergrössert sich im Monatstakt – sowohl im klassischen Bereich der Zigaretten und Feinschnittprodukte nebst deren Zubehör, als auch bei den sogenannten «Next Generation Products».
Mit welch grosser Dynamik sich der Markt bewegt, zeigen regelmässig die Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Danach ging in die Deutschland die Steuer auf Tabakwaren von April bis Juni 2019 im Vergleich zur Vorjahreszeitraum um 3,4 Prozent auf sieben Milliarden Euro zurück. Während Zigaretten, Feinschnitttabak sowie Zigarren und Zigarillos in dieser Periode allesamt rückläufig waren, nahm der Absatz von Pfeifentabak, der schon seit einigen Jahren zulegt, um 14,5 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal 2018 zu. Zum Pfeifentabak zählen die Statistiker auch Wasserpfeifentabak und Tabakprodukte für elektrische Tabakerhitzer.
Marktverschiebung Richtung E-Zigaretten
Der Markt verschiebt sich also unter anderem in Richtung der Next-Generation-Products mit E-Zigaretten und Heat-not-burn-Produkten (erhitzte, aber nicht verbrannte Tabakstränge) mit Systemen wie dem IQOS von Philip Morris. Der Gesamtumsatz mit E-Zigaretten könnte in Deutschland bis Ende dieses Jahres auf bis zu 900 Millionen Euro klettern, schätzt der Verband des eZigarettenhandels. 2010 hatte er bei gerade einmal fünf Millionen Euro gelegen. Zu den Markenanbietern zählen BAT mit der Marke Vype, JTI (logic) Philip Morris (IQOS), Reemtsma (myblue) und Juul.
Philip Morris forciert die Vermarktung seines Systems IQUOS und der dafür nötigen Tabakstränge – HEETS genannt – nicht nur in den eigenen Stores, sondern auch verstärkt über Fachhandel, Tankstellen und Lebensmittelhandel. Dafür erhalten alle HEETS-Packungen seit Juli 2019 nach und nach neue Designs für eine leichtere Unterscheidung und bessere Sichtbarkeit im Regal oder Display.
JUUL Labs, nach eigenen Angaben der führende Anbieter von E-Zigaretten in den USA, ist seit Ende 2018 auch in Deutschland vertreten. Auch JUUL sieht ein grosses Wachstumspotenzial in Tabakfachgeschäften, Tankstellen, Convenience-Shops und Lebensmittelhandel in Deutschland. Das Unternehmen hat Vertriebskooperationen mit namhaften Tabakgrosshändlern geschlossen und sieht sich damit auf gutem Wege, bald in mehr als 30 000 Geschäften bundesweit vertreten zu sein.
Loser Tabak weiter auf Kurs
Im langfristigen Trend liegt auch der lose Tabak für selbstgedrehte (Roll your own) und selbstgestopfte (make your own) Zigaretten. Laut Nielsen gingen davon 2018 fast 23 Millionen Kilogramm über die deutschen Ladentheken, 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatzwert stieg sogar um 1,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Im Segment des «make your own», also des Stopftabaks für Filterzigaretten, verschiebt sich die Nachfrage in Richtung der Grossgebinde, die ein besonders günstiges Preis-Leistungsverhältnis haben.
Zur Verarbeitung von losem Tabak wird eine Reihe von Bedarfsartikeln benötigt, allen voran Zigarettenpapier, Filter, Hülsen sowie Dreh- und Stopfmaschinen. Blättchen und Hülsen gehören zu den wichtigsten Raucherbedarfsartikeln und sind insbesondere bei preisbewussten Rauchern gefragt. Auch in diesem Segment bringen Markenhersteller wie Gizeh und OCB ständig Neuheiten auf dem Markt, die die Raucher aktiv im Geschäft nachfragen, weil die Innovationen dem Trend zum individuellen Rauchverhalten folgen. Interessante, weil spannenstarke Umsätze versprechen darüber hinaus höherpreisige Markenfeuerzeuge, Etuis, Aschenbecher und weitere Bedarfsartikel.
Wie beim losen Tabak schlägt das Preisargument auch bei den Zigaretten durch, und zwar quer durch alle Preissegmente. Philip Morris bestätigt: «Die nicht endende Nachfrage nach Grossformaten im Segment der Zigaretten macht auch vor Premium-Produkten nicht halt.» Deshalb hat das Unternehmen im August 2019 die neue Maxipackung «MARLBORO 4XL» mit 40 Zigaretten zu zwölf Euro in die deutschen Tabakregale gebracht. Ein Unternehmenssprecher unterstreicht den Preisvorteil: «Mit der 4XL-Packung im Vergleich zur OP (20 Stück) lassen sich mehr als zehn Prozent sparen.»