Foto: StockFood/Bauer Syndication
Gesundes Snacken und Genuss – an diesen beiden Trends kommen die Süsswarenhersteller auch im Jahr 2021 nicht vorbei. Hinzu kommen Natürlichkeit und Nachhaltigkeit, die die Kaufentscheidung der Shopper deutlich beeinflussen.
Die Corona-Pandemie hat das Einkaufsverhalten der deutschen Konsumenten stark verändert, aber auch das Essverhalten. So sind die Verbraucher qualitätsbewusster geworden, dies bestätigt auch Seeberger. «Hochwertige Lebensmittel stellen mehr oder weniger einen Ersatz für beispielsweise ausgebliebene Restaurantbesuche dar», sagt Joachim Mann, Marketingleiter bei Seeberger. Dem fügt Josef Stollenwerk, Vertriebsleiter Deutschland bei Manner hinzu: «Die Wertigkeit einer bewussten Ernährung hat in der Corona-Zeit noch einmal zugenommen. Gerade jetzt achten die Verbraucher verstärkt bei der Produktwahl auf Nachhaltigkeit sowie die Auswahl der Rohstoffe und geben vor allen Dingen den Traditionsmarken den Vorzug.»
Griff zu höheren Preissegmenten
«Sich etwas gönnen» hat viele Verbraucher auch bei höheren Preissegmenten zugreifen lassen, dies hat Mayka beobachtet. «Marken haben dabei immer noch das Potenzial, für das Besondere zu stehen, vor allem wenn das Brandimage vorher beständig und glaubhaft in dieser Hinsicht gepflegt war», so Michaela Abdelhamid, Leitung Marketing und Kommunikation bei Mayka. «Eine verstärkte Eigenfürsorge als fast einzig verbliebene Möglichkeit, noch selbst aktiv zu handeln, hält sich wahrscheinlich noch eine ganze Weile und wird sich weiter im Konsumverhalten niederschlagen.»
Weniger Shopping-Tripps
Das veränderte Konsumverhalten betrifft insoweit auch die Kategorie Süsswaren und Salzige Snacks. Aus Angst vor Ansteckung und aufgrund von weniger Zeit gehen laut den Marktforschern von Nielsen die Verbraucher seltener einkaufen, die Warenkörbe fallen dafür aber grösser aus. «Somit landen auch Süsswaren und Salzige Snacks verstärkt im ‹Big Trolley›, dem grossen Wochenendeinkauf, oder werden im ‹Top up Chilled›, sprich beim Nachkauf von gekühlten Lebensmitteln eingekauft», sagt Sylvia Raschke, Consumer Panel Lead Deutschland, Nielsen Consumer Intelligence. Diese Art des Einkaufs findet laut Nielsen geplant statt. Dabei verfolgen die Verbraucher das Ziel, ihre Vorräte und Kühlschränke aufzufüllen. Diese Entwicklung hin zu den Grosseinkäufen geht zu Lasten der kleineren, spontanen Einkaufsanlässe wie «Quick Meal and Snacks», wo verstärkt Süsswaren und Salzige Snacks eingekauft wurden, meist auf dem Heimweg von der Arbeit oder wenn sich kurzfristig Besuch angekündigt hat. So eine weitere Beobachtung von Nielsen.
Kleine Märkte punkten
Seit Beginn der Pandemie freuen sich vor allem die kleinen Verbrauchermärkte über mehr grosse Wochenendeinkäufe und wachsen auch in den Kategorien Süsswaren und Salzige Snacks. Auf der anderen Seite werden die grossen Verbrauchermärkte sowie Hard Discounter, die historisch gesehen die erste Adresse für den grossen Wochenendeinkauf waren, nicht so häufig aufgesucht, weil sie nicht schnell genug zu erreichen sind. «Der Supermarkt ‹um die Ecke› oder die Soft Discounter hatten bisher einen grossen Anteil an dem Einkaufsanlass ‹Quick Meal and Snacks›, verlieren jedoch aktuell an Bedeutung für die beiden Kategorien, weil diese Art des Einkaufs in Zeiten der Pandemie nur sehr eingeschränkt stattfindet», so Raschke.
Online boomt
Weiter stellt die Marktforscherin fest: Die Ausgaben für Süsswaren und Salzige Snacks, die online gekauft werden, steigen stark an. In den verschiedenen Phasen der Pandemie zeigen sich hohe zweistellige Zuwachsraten im Vergleich zu den entsprechenden Vorjahreszeiträumen. In der Phase des Lockdowns, also in der ersten Jahreshälfte 2020, stiegen beispielsweise die Ausgaben privater Haushalte für online gekaufte Süsswaren und Salzige Snacks um etwa 50 Prozent. Auch wenn sich dadurch der Marktanteil von E-Commerce bei Süsswaren und Salzigen Snacks erhöht: Diese Zuwächse liegen über alle Phasen hinweg etwa auf gleichem Niveau wie der Ausgabenanstieg für Food insgesamt in E-Commerce. Das bedeutet, dass der Online-Handel von der aktuellen Situation profitiert. Der Anstieg bei Süsswaren und Salzigen Snacks ist allerdings nicht überdurchschnittlich. Anders als beim Einkauf im stationären Einzelhandel sorgen im Bereich E-Commerce nicht die «Big Trolleys» für den Umsatzanstieg von Süsswaren und Salzigen Snacks, sondern eher kleinere Einkaufsakte.
Empfehlungen für den LEH
Hersteller und Händler können auf das veränderte Einkaufsverhalten mit Grosspackungen, Multipackungen und deren Vermarktung durch Promotions reagieren. «Aufgrund des hohen Spontankauf-Charakters vieler Süsswaren-Kategorien ist auch eine gute Kommunikation im Geschäft wichtig. Beim Spontankauf sind vor allem Kleinpackungen und Promotionunterstützung von Vorteil», resümiert Marktexpertin Sylvia Raschke.
Trendausblick
Gesundes Snacken und Genuss: An diesen Trends kommen die Süsswarenhersteller auch in 2021 nicht vorbei. «Natürliche Aromen und Farben, knackige und knusprige Komponenten wie Nüsse oder Mandeln als essenzielle Fettsäuren und Proteine sowie nachhaltige Rohstoffe kommen gut beim Verbraucher an, wenn es um das bewusste Geniessen geht», sagt Anne Schumacher, Geschäftsbereichsleiterin Ernährung und Ernährungstechnologie bei der Koelnmesse. Natürlichkeit und Nachhaltigkeit werden daher 2021 den Kauf von Süsswaren und Salzigen Snacks erheblich beeinflussen. In dem Kontext wird sich «Plant-based» in der Süsswaren- und Snackbranche zunehmend als Trend durchsetzen. Innovative Konzepte, die darauf abzielen, werden somit das Wertschöpfungspotenzial vorantreiben. So gewinnt Hanf als Zutat zunehmend an Bedeutung, der zu einer der ältesten Kulturpflanzen zählt und fast schon vom Markt verschwunden war. Hanfsamen gehören zu den besten Eiweiss- und Fettlieferanten, denn sie stecken voller Vitamine, Mineralstoffe und sekundärer Pflanzenstoffe. «Vor diesem Hintergrund gebe ich Hanf-Produkten weiterhin eine gute Chance, da sie sich in die Trends hin zu mehr Natürlichkeit und Gesundheit gut einreihen», so Schumacher abschliessend.