Nachfrage steigt wieder

Dienstag, 25. Mai 2021
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Im Tabak-Markt gewinnen Grosspackungen in allen Segmenten und alternative Produkte weiter an Fahrt. Die Hersteller fördern diesen Trend mit entsprechenden neuen Angeboten.

Geschlossene Gaststätten, abgesagte Veranstaltungen, eingeschränkter Grenzverkehr: Die Massnahmen gegen die Corona-Pandemie haben das Konsumverhalten in Deutschland beeinflusst – vor allem auch bei den Tabakwaren. Deren Konsum nimmt – entgegen dem langfristigen rückläufigen Trend – wieder zu. Insgesamt wurden 2020 in Deutschland Tabakwaren im Wert von 28,8 Milliarden Euro versteuert und damit 1,4 Milliarden Euro beziehungsweise fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Anlass genug für die Experten vom Statistischen Bundesamt (Destatis), diese Entwicklungen genauer unter die Lupe zu nehmen und im Rahmen einer Online-Pressekonferenz im März 2021 zu kommentieren und einzuordnen.
Im vergangenen Jahr ging nur der Absatz von Zigaretten leicht zurück, um 1,1 Prozent. Dagegen legten alle anderen Segmente (Pfeifentabak, Feinschnitt, Zigarren/Zigarillos) deutlich zu. So stieg die Menge des versteuerten Pfeifentabaks, zu dem die Treiber Wasserpfeifentabak und Tabakprodukte für sogenannte elektrische Tabakerhitzer zählen, um 44,3 Prozent. Auch die Menge der Feinschnittprodukte zum Selbstdrehen und Selbststopfen nahm zu: um 10,6 Prozent. Zigarren und Zigarillos verbesserten sich ebenfalls um 3,7 Prozent in der Menge.

Preiswerte Alternativen gefragt
Das alles weist nach Ansicht der Destatis-Experten auf veränderte Konsumgewohnheiten, aber auch auf die besonderen Handelsbedingungen im Pandemie-Jahr 2020 hin. Denn im vergangenen Jahr waren die Grenzen zu den Nachbarländern zeitweise geschlossen, Auslandsreisen nur eingeschränkt möglich. Auf der Suche nach einer Alternative zu den preisgünstigeren Zigaretten aus dem Ausland griffen die Verbraucher daher wohl vermehrt zum Feinschnitt, um ihre Zigaretten selbst zu drehen. Dass die Konsumenten zunehmend zu preiswerten Produkten wechseln, zeigen aber auch andere Entwicklungen im Markt.
So hat der Trend zu den Grosspackungen im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen ist der Inhalt der Kleinpackungen für fünf oder sechs Euro mit jeder Steuererhöhung kleiner geworden und reicht für viele Raucher nicht mehr für den Tag. Zum anderen haben die Grosspackungen einen Preisvorteil. Dieser liegt je nach Marke bei einer XXL-Packung mit 50 Stück für 14 oder 15 Euro zwischen zehn und 16 Prozent gegenüber den Kleinpackungen. Noch attraktiver ist es für die Konsumenten von Volumentabak, zur Grosspackung zu greifen. Beispiel: Reemtsma bietet seinen «West»-Volumentabak im neuen 200-Gramm-Beutel für 32,50 Euro an, der eine Ersparnis von 35 Prozent im Vergleich zu vier 50-Gramm-Dosen bringt. Auch bei Zigarillos wird der Trend aufgegriffen. So hat Arnold André seine bisherige 5er-Packung der «WTF! Shisharillos» für zwei Euro um eine 20er-Packung für 6,50 Euro ergänzt. Hier liegt der Preisvorteil pro Stück bei knapp 19 Prozent.

Stark segmentierter Markt
Im Segment der Zigarillos ist ebenfalls Bewegung. Hier steigt nicht nur die Nachfrage insgesamt wieder, vielmehr lohnt es sich auch, einen Blick auf einzelne Marken zu werfen, die dem Handel ein überdurchschnittliches Wachstum bescheren. So sind die «Clubmaster Red-Zigarillos», insbesondere die Mini-Formate, weiterhin Topseller. Die Variante «Mini Filter Red» zeigte laut Nielsen im LEH sogar ein Wachstum von zehn Prozent. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig in diesem stark segmentierten Markt eine detaillierte Betrachtung für die optimale Sortimentsführung ist.
Mit kontinuierlichen Zuwachsraten entwickeln sich auch die alternativen Tabakprodukte zu einer festen Grösse im Markt. Mitte Februar veröffentlichte Philip Morris International die aktuellen Zahlen für den Tabakerhitzer «IQOS», der auch im LEH vertrieben wird. Die dafür benötigten Tabaksticks «HEETS» hatten Ende 2020 mit einem weltweiten Marktanteil von 6,7 Prozent einen dritten Platz im Zigaretten-Ranking erobert. Im Vergleich: Marlboro hat 13,7 Prozent Marktanteil. In Europa stieg der HEETS-Anteil im vierten Quartal auf fünf Prozent und erreicht damit eine Steigerung um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. In Deutschland lag der Marktanteil im Gesamtjahr 2020 bei 2,6 Prozent, in den wichtigsten IQOS-Verkaufsstädten München und Stuttgart bei jeweils 6,6 Prozent.

Dunkle Wolken über dem Markt
In den kommenden Jahren dürften weitere Steuererhöhungen den Trend der preiswerten Tabakprodukte weiter beflügeln. Das Finanzministerium hat einen Gesetzentwurf vorbereitet, der neben schrittweisen Erhöhungen bei herkömmlichen Produkten erstmals auch E-Zigaretten neben der Mehrwertsteuer zusätzlich mit einer Abgabe auf den Nikotingehalt belegt. Dann wird es für den Handel noch wichtiger als bisher, die einzelnen Treiber im Sortiment abzubilden und seinen preissensiblen Kunden die ganze Bandbreite preiswerter Produkte anzubieten. 

 

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Höhere Steuern

In Deutschland ist eine Erhöhung der Tabaksteuer geplant, die ab 2022 schrittweise bis 2026 erfolgen soll. Für nikotinhaltige Liquids für E-Zigaretten sollen ab Juli 2022 zunächst zwei Cent pro Milligramm Nikotin und ab 2024 vier Cent Steuer fällig werden. Die Tabaksteuer für eine Packung Zigaretten mit 20 Stück steigt in diesem Zeitraum um durchschnittlich acht Cent pro Jahr und für eine Packung Feinschnitt von 40 Gramm um 13 bis 16 Cent pro Jahr. Auch die bestehende Mindeststeuer­ für Zigarren, Zigarillos und Pfeifentabak soll «angepasst» werden. Die Tabaksteuer ist mit 14,4 Milliarden Euro (2019) nach der Energiesteuer (37 Mrd. Euro) die zweitstärkste Bundessteuer.

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