Mehrwert an Hygiene

Freitag, 24. Mai 2019
Foto: iStock (MarioGuti)

Die feuchten Toilettenpapiere holen auf: Im letzten Jahr verzeichnete der Handel damit Umsatzzuwächse. Verbraucher wünschen sich vor allem Innovationen und Abwechslung in den Regalen.

Mit einem Minus von einem Prozent ist der Markt der Hygienepapiere, zusammengesetzt  aus feuchtem und trockenem Toilettenpapier, rückläufig. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts IRI erzielte das Segment im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,43 Millionen Euro, wobei vor allem die Marken für neue Impulse sorgen. Allerdings holen die Handelsmarken auf. Nicht nur bei trockenem Toilettenpapier, sondern auch bei den feuchten Hygienepapieren sind die Handelsmarken verantwortlich für die Preisentwicklung der Kategorie, die von einem starken Wettbewerb zwischen Handels- und Herstellermarken geprägt ist.

Umsatzstarke Feuchttücher

Während der Markt der Hygienepapiere auf hohem Niveau stagniert, konnten die feuchten Toilettenpapiere in 2018 ihren Marktanteil um 0,4 Prozent auf insgesamt  8,7 Prozent ausbauen. Laut IRI verzeichnen die feuchten Produkte einen Umsatzzuwachs von 4,7 Millionen Euro auf 125 Millionen Euro insgesamt. «Handelsmarken tragen mit einem Umsatzplus von mehr als drei Millionen Euro massgeblich zu dieser positiven Entwicklung bei», erklärt Meike Sommer von IRI. «Während Marken zum Teil geringere Durchschnittspreise aufweisen als im Vorjahr, sind Handelsmarken allein verantwortlich für die Preisentwicklungen der Kategorie.» Mit mehr als 40 Prozent Umsatzanteil sind die Drogeriemärkte der wichtigste Kanal für den Absatz der feuchten Toilettenpapiere, der Rest wird laut Sommer zu gleichen Teilen von Lebensmittelhandel und Discountern erwirtschaftet.

Zusatznutzen gewünscht

Für die Zukunft erwartet die Expertin von IRI, dass sich die Sparte der feuchten Toilettenpapiere weiterhin positiv entwickelt. Die wachsende Akzeptanz der Handelsmarken zwinge Marken durchaus dazu, an innovativen Ansätzen weiterzuarbeiten, um so ihre Marktposition zu festigen und zu stärken. Ähnlich sieht das auch Nina Werner, Marketingleiterin bei Hakle. Sie betont, dass der Markt der feuchten Toilettenpapiere noch stärker umkämpft sei als in den Vorjahren. Der Kunde wünsche sich Auswahl, Abwechslung und spezielle Zusatznutzen, die individuell unterschiedlich sein könnten. Um diesem Trend gerecht zu werden, hat Hakle sein Sortiment an feuchtem Toilettenpapier aktuell auf neun Sorten ausgeweitet – von Varianten für normale Haut bis zu speziellen Produkten, die Entzündungen vorbeugen sollen. «Aktuell im Trend liegen die Themen vegan und bio», so Werner. «Für Verbraucher, die auf Natürlichkeit Wert legen, haben wir unser neues ‹Hakle Feucht Grüner Tee› entwickelt, das die Haut natürlich pflegt und mit einem Duft aus Pflanzenextrakten überzeugt. Das Produkt ist mit dem Vegan-Siegel ausgezeichnet und beinhaltet Bio-Grüntee-Extrakt.»

Neben Produkttrends spiele auch die Verpackungsgestaltung eine Rolle. Deshalb bietet Hakle Sondereditionen an, die Trendthemen aufgreifen und den Verbrauchern eine attraktive Verpackung bieten sollen. Nicht als Ersatzlösung, sondern als Ergänzung zu trockenem Toiletten­papier würden die feuchten Tücher von den Konsumenten genutzt, hält Tempo-Hersteller Essity fest. «Gemeinsam sorgen sie für einen Mehrwert an Pflege, Hygiene und Sauberkeit» fasst Svenja Gutzke zusammen, Marketingmanagerin bei Essity. Daneben spielen Natürlichkeit und Nachhaltigkeit eine Rolle. «Wir sehen, dass Verbraucher Lösungen suchen, die Lebensqualität und Gesundheit positiv beeinflussen, ohne die Umwelt zu belasten.» Händlern empfiehlt Gutzke  feuchtes und trockenes Toilettenpapier gemeinsam im Verbund zu platzieren, um Verbrauchern einerseits die Orientierung zu erleichtern und um andererseits Impulskäufe am POS zu generieren.

 

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Feuchttücher und ihre Entsorgung
Nach ihrer Verwendung können Feuchttücher zum Problem werden: Durch Verstopfungen oder lahmgelegte Pumpwerke entstehen jährlich Schäden an Abwassersystemen, beklagen Abwasser-Verbände. Die TU Berlin hat mit unterschiedlichen «spülbaren» und «nicht spülbaren» Feuchttüchern Tests durchgeführt: Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass überwiegend Produkte, die als «nicht spülbar» verkauft werden die Verursacher dieses Problems sind. Sie sind für die Entsorgung in der Restmülltonne vorgesehen. Die Industrie arbeitet zunehmend an Entwicklungen was die Spülbarkeit («Flushability») angeht. Um das Problem anzugehen, so das Bundesamt für Umwelt, Bern, seien alle beteiligten Akteure gefragt – so könne durch Hersteller, Institutionen und öffentliche Hand besser auf die Thematik hingewiesen werden.

Quelle: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA)

 

Info

Marktsegment Toilettenpapier
Das Marktforschungsinstitut Statista prognostiziert  2019 in der DACH-Region einen Umsatzzuwachs sowohl im Gesamtmarkt der Haushalts- und Hygienepapiere als auch im darin grössten Segment, dem Toilettenpapier: Demnach erwartet Statista für Deutschland ein Plus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr bei einem wertmässigen Marktvolumen von rund 1,696 Millionen Euro. In Österreich wird das Plus auf 0,6 Prozent geschätzt, das Marktvolumen auf rund 209 Millionen Euro. Mit rund 270 Millionen Euro Marktvolumen soll Toilettenpapier in der Schweiz mit einem Umsatzplus von einem Prozent abschliessen.

 

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Zellstoff aus Stroh
Hygiene- und Gesundheitsunternehmen Essity investiert am Standort Mannheim rund 40 Millionen Euro in ein neuartiges Verfahren zur Herstellung eines nachhaltigen Zellstoffs aus Stroh. Der alternative Zellstoff wird bei der Herstellung von Hygienepapierprodukten zum Einsatz kommen und soll die Ökobilanz der Produkte weiter verbessern. Der durch das neue Verfahren produzierte Zellstoff ist in der Qualität mit Frischfaserzellstoff aus Holz vergleichbar, der Produktionsprozess ist aber noch nachhaltiger, da weniger Wasser und Energie eingesetzt werden. Das Stroh, ein schnell nachwachsender Rohstoff, wird von landwirtschaftlichen Betrieben aus dem Umkreis beschafft. Verwendet wird der Halm, der übrig bleibt, nachdem das Getreide geerntet wurde. Essity ist nach eigenen Angaben der erste Tissue-Hersteller, der Strohfasern für die Produktion von Hygienepapieren nutzt. Der Produktionsbeginn ist für die zweite Jahreshälfte 2020 geplant.