Konzepte nach Mass

Montag, 07. August 2017
Foto: StockFood (Jim Norton)

Für ein gut sortiertes Joghurtregal gilt es, die aktuellen Ernährungstrends zu bedienen. Die neuen Konzepte fokussieren dabei vielfältige Bedürfnisse. Was jetzt ins Regal gehört.

Joghurt ist nicht nur gesund, er schmeckt den meisten Verbrauchern auch: zuhause einfach zwischendurch, zum Frühstück, abends beim Fernsehen – auch unterwegs oder im Büro. Darüber hinaus findet er vielseitigen Einsatz beim Kochen und Backen, als Zutat zum Dessert oder im Müsli. Fakt ist, dass die Warengruppe laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) eine konstant hohe Käuferreichweite von 94 Prozent hat, ob als Fruchtjoghurt in grosser Vielfalt und immer wieder neuen (saisonalen) Geschmacksvarianten oder – wie in den vergangenen Jahren verstärkt – als Naturjoghurt.

Treiber im Markt

Die aktuellen Trends im Überblick: «Natur pur» – diese Joghurtprodukte sind nach Analysen von Nielsen und Gfk zu einem wichtigen Treiber im Markt geworden, weil sie den Wunsch nach Natürlichkeit (ohne Zusatzstoffe) und nach regionalen Produkten gleichermassen bedienen. Bio-Qualität liefert hier noch einen weiteren Mehrwert. So entfällt laut GfK auf das Bio-Segment inzwischen neun Prozent der Verbraucherausgaben.

Insbesondere griechischer Joghurt oder Joghurt nach griechischer Art beflügelt derzeit das Wachstum und sorgt für kontinuierliche Wachstumsimpulse (GfK: jährliches Umsatzplus von 32 %, Marktanteil von 10 %). Fruchtjoghurt dagegen verliert ebenso kontinuierlich, was allerdings unter anderem auch dem starken Preiswettbewerb der zahlreichen Anbieter geschuldet ist – so weitere Ergebnisse der Marktforscher. Allerdings haben die griechischen Joghurts beziehungsweise Joghurts nach griechischer Art als höherpreisige Varianten auch in diesem Segment zu einem leichten Anstieg des durchschnittlichen Preisniveaus geführt, hat man bei Nielsen beobachtet.

Proteinreiche Milchprodukte

Auch «gesunder» Joghurt muss passend zum Zeitgeist einer bewussteren Ernährung Mehrwerte bieten. Als besonders trendy (und damit stark nachgefragt!) gelten derzeit unter lifestyle-, gesundheits- und fitnessorientierten Konsumenten proteinreiche Joghurtvarianten mit wenig Fett. Übertragen wurde das Konzept aus dem Bereich Quark. Arla Foods hat sein Skyr-Konzept inzwischen weiterentwickelt und bietet jetzt auch trinkbare Joghurtprodukte für unterwegs an. Ehrmann setzt seit neuestem mit einer eigenen proteinreichen Joghurtrange ebenfalls auf diesen Trend.

Weniger Süsse in Fruchtjoghurts – das erwarten Verbraucher verstärkt, seit Verbraucherschützer und Medien immer wieder den hohen Zuckergehalt dieser Produkte anprangern. Auch hier kommt der Markt langsam in Bewegung: «Im Jahr 2016 haben Joghurt-Marken nachweislich mehr Produkte mit geringem Zuckergehalt auf den Markt gebracht als in der Vergangenheit», beobachtet beispielsweise Hersteller Arla Foods.

Laktosefreie Joghurts sind ebenfalls ein attraktives Wachstumssegment, da immer mehr Verbraucher tatsächlich oder vermeintlich unter Laktoseunverträglichkeit leiden. Inzwischen bieten die Hersteller auch hier Joghurts auf Sojabasis beziehungsweise aus anderen Milchimitaten an; laut GfK wachsen diese nach wie vor zweistellig. Spezielle Ernährungsformen wie «Vegetarisch» oder «Vegan» setzen ebenfalls Impulse im Joghurtmarkt. So hat beispielsweise Bauer jetzt ein Konzept auf Lupinen- und Kokosbasis im Handel eingeführt und damit den Verbraucherwunsch nach Produkten ohne tierische Zutaten bedient. Ob sich diese Produkte dann im Hinblick auf eine verbraucherorientierte Transparenz und klare Information noch «Joghurt» nennen dürfen, ist unter Umständen eine Frage, die – ähnlich wie beim Fleischersatz – wiederum die Gerichte beschäftigen dürfte.

News

Foto: Stefanie Brückner

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Info

32 %

beträgt das jährliche Plus von Joghurt Greek Style. Ein weit überproportionaler Zuwachs im Vergleich zum Joghurtmarkt insgesamt, der seit 2013 gerade mal jährlich um ein Prozent im Umsatz zulegt – und aktuell sogar etwas verliert. Allerdings zeigt sich dabei ein differenziertes Bild: Das grösste Segment Fruchtjoghurt verliert konstant, wird aber durch eine sehr positive Entwicklung bei Naturjoghurt (+ 5 % p.a.) ausgeglichen. Griechischer Joghurt steht damit schon für fast 10 % des Marktes; hier steht der Genuss im Vordergrund. Die gesamte Kategorie profitiert auch vom zunehmenden Gesundheitsbewusstsein: Joghurt aus Soja und anderen Milchimitaten wachsen nach wie vor zweistellig. Ein weiterer grosser Treiber in diesem Zusammenhang ist das Bio-Segment mit inzwischen 9 % der Verbraucherausgaben. Zudem sind seit 2016 einige Joghurts mit hohem Proteingehalt im Markt und haben immerhin schon eine Käuferreichweite von 1,1 % erzielt.

Quelle: GfK

 

Interview

«Mehr Auswahl, mehr Produkte»

Peter Mahn, Geschäftsführer Mafowerk, zu den Konsumgewohnheiten und neuen Konzepten im Joghurtmarkt.

Ihre Trendstudie zu Joghurt deckt neue Potenziale in diesem Marktsegment auf. Welche Joghurtkonzepte tragen dazu bei, die Käuferreichweite weiter auszubauen und neue Zielgruppen anzusprechen?
Eine Möglichkeit für den Ausbau beziehungsweise für weiteres Wachstum besteht im Bereich Naturjoghurt, da dieser genauso häufig verfeinert wie pur gegessen wird. Hier würden sich Chancen für eine gemeinsame Vermarktung am Point of Sale zusammen mit Frucht-, Cerealien- oder Konfitüren-Herstellern anbieten. Weitere Chancen sehen wir im Rahmen eines geschlechterspezifischen Gendermarketing, da Frauen und Männer eine sehr unterschiedliche Sichtweise auf Joghurts haben und auch am Regal bei der Produktauswahl deutlich unterschiedlich vorgehen.

Welche Wünsche haben Konsumenten an die Warengruppe Joghurt?
Fast jeder Zweite hat hier Anregungen und Wünsche an Hersteller und Handel - im Vergleich zu anderen Konsumgüterbereichen ein hoher Wert. «Mehr Auswahl, mehr Produkte» ist die Hauptforderung der Käufer, Schwerpunkte dabei sind mehr vegane Produkte, mehr Bio-Produkte, Soja-Joghurts sowie mehr natürliche beziehungsweise gesunde Produkte, Verzicht auf künstliche Aromen, weniger Konservierungsstoffe und ohne Zusätze. Weitere wichtige Forderungen sind ein «besseres Preis-Leistungs-Verhältnis», gefolgt von «mehr Informationen und mehr Transparenz».

Wo wird der Joghurt überwiegend eingekauft? Wie wird er am häufigsten konsumiert?
Mehr als jeder Vierte kauft Naturjoghurt ausserhalb des traditionellen Lebensmitteleinzelhandels. Die klassischen Verbraucher- und Supermärkte sowie der Discounter dominieren zwar beim Einkauf von Joghurt, allerdings kauften im Jahr 2015 18 % der befragten Verbraucher Naturjoghurt und 12 % Fruchtjoghurt bereits in Bio-Märkten. Am häufigsten wird Joghurt daheim zwischendurch konsumiert: 62 % essen Joghurt zu Hause als Snack «sehr häufig/häufig», gefolgt von «zum Frühstück» sowie «am Abend beim Fernsehen».

Welche Rolle spielt der Preis beim Einkauf?
Eine gewichtige Rolle: Der Preis und die Packungsgrösse sind die beiden wichtigsten Kaufentscheidungskriterien bei Naturjoghurt, der Preis und die Fruchtsorte sind die wichtigsten Auswahlkriterien bei Fruchtjoghurt.

Wie hoch ist der Anteil der Spontankäufe? Wie wichtig sind Promotions als Kaufanreiz?
Fast jeder zweite Joghurt-Kauf (44 %) fällt in spontaner Entscheidung, was im Vergleich zu anderen Warengruppen ein sehr hoher Wert ist. POS-Promotions spielen daher eine grosse Rolle in diesem Markt, denn die Awareness für die Kategorie wird im Geschäft erzeugt: 57,1 % der Befragten werden direkt im Geschäft auf die Produkte aufmerksam, nur sehr wenige (3,2 %) ausserhalb des Geschäfts. 39,7 % sind sowohl im Geschäft als auch ausserhalb aufmerksam geworden. Bei POS-Promotions sorgen herausgestellte Sonderpreise oder Mehr-Mengen-Promotions für die höchste Aufmerksamkeit bei Joghurt.

 

 

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