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Kaffeespezialitäten gehören zu Österreich wie Baguette zu Frankreich. Besonders die Verbindung der österreichischen Kaffeehauskultur mit Produktinnovationen bieten grosses Marktpotenzial für österreichische Produkte und damit attraktive Chancen für den Point of Sale.
Die Kaffeehauskultur hat in Österreich eine jahrhundertelange Tradition. Und in Wien wurde das Kaffeetrinken zur Kultur gemacht und zum umfassenden Lebensgefühl erhoben. Ob bei einer Wiener Melange oder einem Kleinen Braunen, hier ist Geniessen und Verweilen angesagt. Gerade dieses Flair beziehungsweise die Emotionen, die der Verbraucher damit assoziiert, kann der Handel für sich nutzen. Denn mit den zahlreichen Kaffeespezialitäten kann er dem Shopper zumindest geschmacklich ein Stück der österreichischen Kaffeehauskultur vermitteln und so für neue Impulse am Point of Sale sorgen.
Premium und Differenzierung
«Spezialitätenkaffee zählt zu den grössten Trends im gesamten Lebensmittel- und Getränkesektor», ist Dr. Johann Brunner, Geschäftsführer des Österreichischen Kaffeeverbands, überzeugt. Mehr noch: Ob im Kaffeehaus, im Coffee-Shop oder pandemiebedingt in den eigenen vier Wänden, der Kaffeetrinker von heute möchte zudem wissen, wo der Kaffee herkommt, wo und wie er geröstet wurde und welche verschiedenen Zubereitungsarten es gibt. Ein typisches Beispiel dafür sei der sogenannte Single Origin oder Single Source Kaffee, der aus einer einzigen Ernte, einem einzigen Land oder einer einzigen Region geerntet wird. Diese Kaffees werden häufig weniger stark geröstet, um den natürlichen Geschmack zu erhalten.
Wiener Kaffeehauskultur im Regal
«Das grösste Wachstumspotenzial liegt klar im Segment des Bohnenkaffees, das in Deutschland allein im Jahr 2020 ein Umsatzplus von 26 Prozent verzeichnete», berichtet Ela Saleh, Geschäftsführerin Julius Meinl Deutschland. Kaffeekenner wissen: Ganze Kaffeebohnen sind ein Muss für einen perfekten Espresso – und den braucht man auch für viele österreichische Kaffeespezialitäten. Ela Saleh ergänzt, «Hohe Qualität und Differenzierung durch verschiedene Sorten, andere Röstverfahren – wie hellere und mittlere Röstungen – sowie Nachhaltigkeit werden bei ganzen Kaffeebohnen immer wichtiger. Besonders die erfolgreiche Verbindung der traditionellen Wiener Kaffeehauskultur mit Produktinnovationen bieten grosses Marktpotential für österreichische Produkte.» So verbindet Julius Meinl die neu entwickelte Linie «Vienna Collection» aus hochwertigen, Rain Forest Alliance zertifizierten Kaffeebohnen mit der Wiener Kaffeehauskultur.
Auch Wedl-Kaffee hat eine Wiener Mischung unter der Marke Walzertraum im Sortiment. Hier kommen ausschliesslich Arabica-Bohnen zum Einsatz, die nicht nur als ganze Bohnen, sondern auch in unterschiedlichen Mahlgraden erhältlich sind. Mit typisch wienerischen Kaffeesorten kann der Handel den Konsumenten in der DACH-Region ein bisschen Kaffeehauskultur vermitteln.
Nachhaltigkeit ist gefragt
Branchenkenner stellen fest: Der Nachhaltigkeitsaspekt spielt eine immer grössere Rolle. Deshalb haben der Österreichische Kaffeeverband und Marketagent zu dem Thema kürzlich eine Studie durchgeführt. Demnach geben mehr als 60 Prozent der Befragten an, dass Nachhaltigkeit beim Einkauf von Kaffee für sie «sehr wichtig» bis «eher wichtig» ist. Jeder Dritte Kaffee kauft beziehungsweise trinkt nur, wenn das Produkt ein Nachhaltigkeitsgütesiegel trägt. «Wir sehen diese Ergebnisse als Auftrag, den Nachhaltigkeitsgedanken in der Branche weiter voranzutreiben», so Marcel Löffler, Präsident des Österreichischen Kaffeeverbandes zu den Studienergebnissen. Auch der Deutsche Kaffeeverband und Procafé, die Vereinigung zur Förderung des Kaffeekonsums in der Schweiz, machen sich für nachhaltig erzeugten Kaffee stark.
Aktionsflächen nutzen
Wie kann der Handel die Kaffeehauskultur in DACH-Region an den POS bringen? Mit ansprechend gestalteten Aktionsflächen anlässlich von Themenwochen wie «Österreichische Kaffeehauskultur», können Händler ihren Kunden Kaffee & Co. schmackhaft machen – vor allem in der Urlaubszeit. Hier sollten Premiumkaffees mit Zubereitungstipps für typische Kaffeespezialitäten (s. Kasten) ebenso präsentiert werden wie landestypische Schmankerl verschiedener Hersteller. Dazu gehören beispielsweise Apfelstrudel, Germknödel, Kaiserschmarrn oder Palatschinken. Mit solchen Aktionen und Spezialitäten können sich Händler von Mitbewerbern differenzieren und die Kunden mit «genussvollen» Themen überraschen.
Österreichische Kaffeespezialitäten erfolgreich vermarkten
Das Markant Magazin hat mit Ela Saleh gesprochen, Geschäftsführerin Julius Meinl Deutschland, worauf der Handel bei der Platzierung und Vermarktung von Kaffeespezialitäten achten sollte.
Bohnenkaffee, Kapseln & Co. – was gehört wo ins Regal?
Ela Saleh: Händler sollten darauf achten, dass Kaffeesegmente in Blöcken zusammenstehen. Innerhalb der Segmente Bohne, Kapsel, gemahlener Kaffee und Instantkaffee erleichtern Markenblöcke dem Shooper die Orientierung am Regal. Zudem sorgen Vorschubsysteme, besonders bei Kapseln für eine optimale Warenpräsentation.
Welchen Tipp geben Sie dem Handel hinsichtlich Zweitplatzierung und Verkostung?
Ela Saleh: Nicht-permanente Zweitplatzierungen stehen idealerweise im direkten Umfeld des Kaffeeregals. Permanente Zweitplatzierung sollten an das Kaffeeregal anschliessen – als Gondelkopf beziehungsweise als Permanentdisplay am Eingang des Kaffeeganges. Hier steht die stringente Inszenierung einer Marke im Fokus, wobei auch die erwähnten Regeln des Category Managements greifen. Kreativität können Händler auch bei der Inszenierung und Dekoration der Zweitplatzierung zeigen. Daher sollte er die Wiener Kaffeehauskultur mit einem marken- und kategorieübergreifenden Ansatz auf die Verkaufsfläche bringen, auch im puncto Verkostungen. Wer geniesst nicht gern zu einem Julius Meinl Kaffee eine Waffel von Manner, vorausgesetzt, die pandemische Situation lässt dies zu. Gegebenenfalls verlegt man die Verkostung ins Freie direkt vor den Markt. Wir haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht.
Wie lässt sich der Verkauf von österreichischen Kaffeespezialitäten ausserdem ankurbeln?
Ela Saleh: Händler können das Thema «Österreichische Kaffeehauskultur» in analogen oder digitalen Medien visualisieren, also vom Handzettel über die Website, App bis hin zu digitalen Kanäle – verbunden beispielsweise mit einem Gewinnspiel, bei dem die Shopper Reisen nach Wien inklusive Barista-Kurs gewinnen können.