Innovativer Klassiker

Donnerstag, 01. Februar 2018
Fotolia (Jenny Sturm)

Der Verbrauch an Konsummilch stagniert seit Jahren. Um das Milchregal wieder attraktiv zu machen, setzen die Hersteller auf spezielle Sorten und Snacks.

Im Schnitt hat jeder Deutsche 52,6 Kilogramm Trinkmilch im Jahr 2016 konsumiert – das sind 1,1 Kilogramm weniger als noch im Vorjahr, das ist ein Ergebnis der ZMB – Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH aus Berlin. Dieser Trend zeigt sich seit Jahren: Die Nachfrage nach Konsummilch stagniert oder sinkt sogar leicht. Erfreulicher sieht es dagegen bei den Umsätzen aus. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat das Segment seit Jahresbeginn 2017 durch höhere Preise knapp zwölf Prozent mehr Umsatz erzielt. Besondere Impulse kommen dabei von speziellen Milchsorten wie Weide- und Heumilch oder Milch in Bio-Qualität, heisst es bei den Marktforschern. Da diese Sorten hochpreisiger als  konventionelle  Milch angeboten würden, lägen hier gute Wertschöpfungsmöglichkeiten. Zudem lassen sich mit diesen Produkten auch jüngere Zielgruppen wieder für das flüssige Grundnahrungsmittel begeistern. Laut GfK sind es vor allem Konsumenten bis 39 Jahre, die zu dieser Milchkategorie greifen und somit für das Umsatzwachstum sorgen.

Der Marktanteil dieser qualitativ hochwertigen Sorten ist bislang gering. Doch Fakt ist, dass vor allem Mehrwertkonzepte Erfolg bringen. «Auch Klassiker wie Milch müssen sich dem Markt anpassen, wenn dies vom Verbraucher gewünscht ist», analysiert Marion Bolten, Category Development Manager für die Weisse Linie bei Arla Foods. Das Innovationspotenzial für Milch sei sehr komplex. «Zwar wird der Rohstoff vom Verbraucher als natürlich angesehen, aber Tierwohl, Tierhaltung und Transparenz spielen eine zunehmend wichtigere Rolle.» Neue Produkte wie die Bio-Weidemilch des Unternehmens vereinen etwa «die verstärkte Nachfrage nach Bio-Produkten mit dem zusätzlichen Benefit einer Weidemilch».

Proteinhaltige Produkte gefragt

Kaufanreize bieten auch Milchprodukte, die auf den Verbrauchertrend gesunde Ernährung einzahlen. Gefragt sind vor allem Angebote mit einem Zusatznutzen, etwa einer extra Portion an Proteinen oder reduziertem Zuckergehalt. So hat etwa Omira das MinusL-Sortiment um Produkte mit hohem Proteingehalt erweitert. Neben Proteinmilch findet sich auch ein Proteinsnack auf Basis einer Frischkäsezubereitung neu im Programm. Dieses sogenannte Powerfood eigne sich für alle, die sich fit halten wollen.

Diese Zielgruppe soll auch der isländische Joghurtdrink Skyr ansprechen, der sich einen festen Platz im Angebot verschiedener Hersteller erobert hat. Das ebenfalls sehr proteinreiche Getränk punktet mit geringem Fettgehalt und bietet gleichzeitig viel Calcium. «Mit ein paar Löffeln ist ein wesentlicher Teil der Energie- und Calciumspeicher aufgefüllt», heisst es bei Omira.

Markt für «free-from»-Produkte wächst

Potenzial verspricht sich die Branche auch von «free-from»-Produkten. «Der Markt laktosefreier Molkereiprodukte ist weiterhin wachsend», erklärt Caroline von Ehrenstein, Marketingleiterin bei Schwarzwaldmilch. Neu sei die Kombination von laktosefrei mit weiteren Zusatznutzen wie «fructosefrei» und «glutenfrei». Dadurch sollen zum einen Verbraucher angesprochen werden, die von verschiedenen Unverträglichkeiten betroffen sind, zum anderen aber auch Konsumenten, die grossen Wert auf bewusste Ernährung legen. «Die Vielseitigkeit des Konzepts verspricht eine hohe Nachfrage», sagt von Ehrenstein.

Eine grosse Rolle spielt zudem der wachsende Ausser-Haus-Verzehr. Joghurts, Milchshakes oder Skyrs eignen sich für den schnellen Konsum zwischendurch – vorausgesetzt sie sind convenient verpackt. So hat etwa Bärenmarke einen Naturjoghurt im stabilen Becher mit wiederverschliessbarem Deckel gelauncht. Der Becher garantiere auch nach dem Öffnen anhaltende Frische und sei gleichzeitig geeignet, um darin Toppings wie Früchte oder Müsli in den Joghurt zu mischen. «So kann man das Joghurt-Frühstück am heimischen Küchentisch oder auch unterwegs geniessen», heisst es aus der Unternehmenszentrale.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

11,7 %

beträgt das Umsatzwachstum für Milch im Jahreszeitraum bis September. Nach zwei Jahren Umsatzrückgang erfährt die Milch also wieder einen Umsatzaufschwung. Dieses Plus geht allerdings ausschliesslich auf Preiserhöhungen zurück, während die Mengennachfrage um 2,4 % nachgelassen hat. H-Milch, die fast zwei Drittel des Absatzes ausmacht, verliert dabei etwas stärker in der Mengennachfrage als Frischmilch
Die grössten Umsatzzuwächse gibt es bei gentechnikfreier Milch, Heumilch und Weidemilch, alles Sorten, die hochpreisiger als die konventionelle Milch angeboten werden. Diese Kategorien wachsen im Gegensatz zur traditionellen Milch auch deutlich in der Menge. So kann die Weidemilch durch ein stattliches Mengenwachstum von 40 % glänzen, ist mit knapp 3 % Anteil aber auch noch ein recht kleines Segment. Noch etwas kleiner ist das Segment der Heumilch, das aber zunehmend gute Wertschöpfungsmöglichkeiten bietet und um fast zwei Drittel über dem Durchschnittspreis für Milch liegt. Und: Es sind es die jüngeren Konsumenten (bis 39 Jahre), die zu dieser Milchkategorie greifen und somit für das Umsatzwachstum sorgen. Dass sich der Trend zu einer gesundheitsbewussten und nachhaltigen Ernährung auch im Milchmarkt niederschlägt, zeigt sich nicht zuletzt auch daran, dass auch Bio-Milch im Umsatz überproportional wachsen kann und inzwischen schon fast 12 %  Marktanteil erreicht hat

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)

 

Zahlen

Die wichtigsten Kriterien beim Kauf von Milch – im europaweiten Ländervergleich

Regionale Erzeugung

Frankreich                39 %
Deutschland             51 %
Italien                       45 %
Spanien                    30 %             
Polen                        36 %

Bio

Frankreich                31 %
Deutschland             27 %             
Italien                       29 %
Spanien                    21 %           
Polen                        12 %

Garantierter hoher Tierschutz

Frankreich                23 %
Deutschland             35 %             
Italien                       32 %
Spanien                    23 %            
Polen                        19 %

Die Milchpackung sollte mehr Informationen über die Herkunft der Milch bieten

Frankreich                75 %
Deutschland             72 %             
Italien                       84 %
Spanien                    76 %         
Polen                        71 %

Milch ist eine gute Proteinquelle

Frankreich                71 %
Deutschland             70 %             
Italien                       81 %
Spanien                    77 %           
Polen                        76 %

Milch auf Pflanzenbasis ist gesünder als konventionelle Milch

Frankreich                28 %
Deutschland             19 %             
Italien                       24 %
Spanien                    32 %             
Polen                        24 %

Quelle: Mintel, 2017

 

Statement

Julia Büch, Food & Drink Analystin für den deutschen Markt bei Mintel:
«Der Milchmarkt in Deutschland hat hinsichtlich gentechnikfreier Produkte einen starken Anstieg erlebt und entwickelt sich hier schneller als der europäische Durchschnitt. Die Kennzeichnung «ohne Gentechnik» wird mehr und mehr zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal, besonders bei Produkten die nicht im Bio-Regal stehen. Ferner folgt der Anstieg von Produkten ohne Gentechnik in Deutschland dem boomenden Biomarkt, der auch weiterhin wächst, weil die Verbraucher immer bewusster auf die Herkunft und Qualität ihrer Nahrungsmittel achten.»

 

Info

Beliebtheit gentechnikfreier Milchprodukte im europäischen Vergleich

Während Deutschland in Europa bei gentechnikfreien Milchprodukten vorne liegt, zeigen aktuelle Zahlen des Marktforschungsinstituts Mintel, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel in ganz Europa auf Widerstand stossen. Verbraucher, die genetisch veränderte Nahrungsmittel ablehnen, finden sich zwar am häufigsten in Deutschland, wo sich 41 % gegen diese Produkte aussprechen, aber auch Verbraucher in Frankreich (40%) zeigen eine klare Abneigung dagegen.

Neue Daten aus der Mintel Global New Products Database (GNPD) zeigen, dass sich die Anzahl der als «ohne Gentechnik» gekennzeichneter Milchprodukte in Deutschland zwischen August 2016 und Juli 2017 auf 15 % der neu eingeführten Milchprodukte belief. Dies ist ein nennenswerter Anstieg im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2015, als nur 7% aller Milchprodukte mit dem Aufdruck «ohne Gentechnik» warben. Diese Kennzeichnung kommt in Deutschland bei Milchprodukten jetzt doppelt so häufig vor, wie im Rest Europas. Dort blieb die Prozentzahl der als «ohne Gentechnik» ausgezeichneten Milchprodukteinführungen seit 2015 stabil bei 7%.

 

Warenkunde

Alpenmilch
Der Begriff «Alpen» ist in Zusammenarbeit mit der bayerischen Landesregierung klar geregelt. Nur in der festgelegten Region erzeugte Milch darf diesen Namen tragen und erhält einen etwas besseren Preis. Davon zu unterscheiden ist die «Bergbauernmilch», die laut EU-Definition von ganzjährig bewirtschafteten Höfen ab 800 Meter Meereshöhe stammen muss.

Heumilch
Bei der Heumilch wird auf eine besondere Fütterung mit Heu oder Gras geachtet. Die daraus hergestellten Produkte erzielen bessere Preise bei allerdings auch höheren Kosten.

Weidemilch
Ähnlich wie bei Heumilch werden bei «Weidemilch» spezielle Anforderungen erfüllt. So sollen die Tiere an mindestens 120 Tagen im Jahr jeweils sechs Stunden auf der Weide stehen. Auch mit Weidemilch lässt sich einen besseren Preis am Markt erzielen als mit konventioneller, die Produktion ist aber auch mit höheren Kosten verbunden.

Rohmilch
Unbehandelte Milch von Rindern, Schafen und Ziegen, die ohne Homogenisierung und Wärmebehandlung mit dem natürlichen Fettgehalt verkauft wird, etwa als sogenannte Vorzugsmilch über den Handel oder direkt beim Milcherzeuger.

Quelle: Milchindustrie-Verband (MIV)

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