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Die italienische Küche bietet weit mehr als nur Pizza und Pasta. Wie der Handel mit einem Sortiment italienischer Produkte ein Stück „Dolce Vita“ an den POS bringen und so attraktive Zusatzumsätze generieren kann.
Italien ist für die Deutschen das beliebteste Urlaubsland, das zeigt eine Umfrage von YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Dies spiegelt sich auch in den Ernährungsgewohnheiten der Verbraucher wider. So beobachtet etwa BL Food, dass „italienische Lebensmittel zu den beliebtesten in Deutschland gehören“, das zeige etwa die steigende Verfügbarkeit seltener italienischer Spezialitäten im Handel. Und auch Importhaus Wilms berichtet von einer „hohen Berücksichtigung italienischer Lebensmittel“ im Einkaufskorb.
Lebensmittelimporte im Wert von 6,8 Milliarden Euro aus Italien
Dabei ist Italien nach den Niederlanden der wichtigste Handelspartner für Lebensmittel und Getränke für Deutschland – vor Frankreich, Polen und Spanien. Das teilt die Italienische Agentur für Außenhandel, ICE mit. Demnach importierte Deutschland 2016 Lebensmittelprodukte und Getränke im Wert von 6,8 Milliarden Euro aus Italien. Laut einer Wirtschaftsmeldung des Consorzio del Prosciutto di Parma ist Deutschland damit zum Beispiel einer der Hauptabnehmer von Parmaschinken: Mit einem Importvolumen von 468.000 Schinken im vergangenen Jahr kam Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz drei. Und auch der Umsatz von Olivenöl ist laut Nielsen im vergangenen Jahr auf dem deutschen Markt um 8,2 Prozent gestiegen.
Kompetenz beweisen
Die große Dichte und der Erfolg italienischer Restaurants, Eisdielen und Feinkostläden zeigen ebenfalls, wie gerne die Deutschen das italienische Lebensgefühl leben und entsprechende Produkte konsumieren. Gerade in der Urlaubszeit sollte demnach auch der LEH verstärkt auf original italienische Lebensmittel setzen. Wichtig ist dabei, Sortimentskompetenz zu beweisen und die richtigen Produkte zu listen. Laut ICE sind dies vor allem Wein, Äpfel, Birnen, Tomaten, Olivenöl, Wurstwaren, Pasta, Reis, Essig und Balsamico. In diesen Kategorien sei Italien führend und wichtigster internationaler Handelspartner Deutschlands.
Laut BL Food zeichnen sich italienische Lebensmittel-Hersteller oft dadurch aus, dass es sich noch um familiäre Unternehmen handelt, die ihre Produkte nach traditionellen Rezepturen und mit Hilfe moderner Technologien herstellen, wodurch sie hohe Qualitätsstandards erreichen. Solche Produkte schaffen großes Vertrauen bei den Verbrauchern und zeichnen sich durch eine Einzigartigkeit aus, mit der sich Händler profilieren können. Dabei ist es wichtig, bestens über die Herkunft und Besonderheiten der Produkte informiert zu sein. Viele der Lebensmittel stehen nämlich für eine bestimmte Region in Italien. So etwa der Hartkäse Parmigiano Reggiano für die Stadt Parma und die Region Emilia-Romagna, der Parmaschinken für die Provinz Parma und der Balsamessig für Modena und die Provinz Reggio Emilia.
Gütesiegel schaffen Klarheit
Um sicherzustellen, dass ein Produkt auch wirklich aus seiner Ursprungsregion kommt, sollten Händler die Produktbezeichnungen beachten: Das EU-Gütezeichen "g. U." etwa garantiert, dass Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung eines Erzeugnisses in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgt sind. Das Gütezeichen "g.g.A." bedeutet „geschützte geografische Angabe“. Hier muss nur eine der Produktionsstufen – also Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung – im Herkunftsgebiet durchlaufen worden sein. Beim Essig wiederum weist die geschützte Bezeichnung "Aceto Balsamico di Modena" darauf hin, dass das Produkt in den italienischen Provinzen Modena und Reggio Emilia hergestellt wurde (siehe Infokasten online).
Bei der Präsentation der Lebensmittel empfiehlt es sich laut ICE, ihre Originalität und Einzigartigkeit zu unterstreichen, um damit die besondere Wertigkeit sowie das korrespondierende Preisniveau zu kommunizieren. Daneben lohnt es sich, auf das durch italienische Produkte transportierte Lebensgefühl des „Dolce Vita“ zu setzen und es mit emotionalen Promotions zu spielen, um Impulskäufe zu generieren.
Aufmerksamkeit schaffen durch Großaufbauten
So rät etwa Importhaus Wilms zu „überraschenden Zweitplatzierungen, die aus der Norm brechen, zusätzlich Aufmerksamkeit generieren und Kaufanreize liefern.” Dies könne mit der Hilfe von Großaufbauten umgesetzt werden, wie zum Beispiel mit einem Marktplatz oder mit einer Ape, dem für Italien typischen motorisierten Lasten-Dreirad. Aber auch mit außergewöhnlichen Displays könne Aufmerksamkeit erzeugt werden.
Die italienische Küche steht aber nicht nur für Lebensfreude und Qualität, sondern auch für ihre gesunden Eigenschaften. Dieses Potenzial sollte der Händler für sich am Point of Sale nutzen. Denn der Verbraucher legt nicht nur großen Wert auf eine bewusste und natürliche Ernährung, laut aktuellen Ergebnissen der GfK kauft er qualitätsorientiert ein.
Italienische Produkte für unterschiedliche Zielgruppen interessant
So lässt sich etwa Balsamicoessig als reines Naturprodukt vermarkten, wenn er die Bezeichnung “Aceto Balsamico Tradizionale" (ABT) trägt. Dann nämlich wird er nur aus eingekochtem Taubenmost gewonnen. Es werden keine Konservierungs- oder Farbstoffe hinzugefügt.
Zudem setzen immer mehr Hersteller auf die Trends „Bio“ und „free from“: Conserve Italia beispielsweise verweist auf seine gentechnikfreien Tomaten, die das Unternehmen unter der Marke Cirio anbietet, und der italienische Hersteller Mazzetti L´Originale hat sein Portfolio um Bio-Weinessige und einen Bio-Natur-Apfelessig erweitert. Ebenfalls auf Bio setzt Caffè Vergagno, zum einen mit einem kompostierbaren Kaffee-Kapselsystem und zum anderen mit einer Bio-Kaffeesorte.
Dementsprechend ist die Kategorie der italienischen Lebensmittel außergewöhnlich vielfältig und der LEH kann damit viele verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen ansprechen. Zusätzlicher Umsatz ist dadurch gewiss.
Interview
Interview mit Fabio Casciotti, Direktor der Italienischen Agentur für Außenhandel (ICE), über das Umsatzpotenzial italienischer Lebensmittel auf dem deutschen Markt.
Herr Casciotti, was zeichnet italienische Produkte aus – und was macht sie zur Spezialität?
Aus Italien kommt eine unglaubliche Vielfalt an verschiedenen Lebensmitteln, beispielsweise Schinken- und Wurstspezialitäten, Käse, Pasta, Pizza, Gebäck, Obst- und Gemüse, Balsamico, Wein und viele mehr. Viele dieser Produkte werden nach modernen oder traditionellen Verfahren hergestellt, spiegeln aber immer den reichen Erfahrungsschatz Italiens für diese Produkte wider. Ein großer Teil sind regionale Spezialitäten, die nur in Italien auf diese Weise produziert werden oder vor allem im Obst- und Gemüse-Bereich nur dort angebaut werden.
Welche Bedeutung haben italienische Produkte im deutschen Handel? Wieviel Prozent machen sie am Gesamtumsatz im deutschen LEH aus?
Deutschland importierte 2016 Lebensmittelprodukte und Getränke im Wert von 6,8 Milliarden Euro aus Italien. Damit ist Italien für Deutschland nach den Niederlanden der wichtigste Handelspartner für Lebensmittel und Getränke – vor Frankreich, Polen und Spanien.
Italienische, spanische, französische Spezialitäten – an welcher Stelle stehen Spezialitäten aus Italien?
Italien ist führend und wichtigster internationaler Handelspartner Deutschlands für folgende Produkte: Wein, der am gesamten Weinimport Deutschlands 2015 einen Anteil von 35 Prozent betrug, Äpfel und Birnen mit 42 Prozent Import-Anteil, Olivenöl mit einem Anteil von 72 Prozent, Wurstwaren mit einem Anteil von 31 Prozent, Pasta mit einem Anteil von 59 Prozent, Reis mit einem Anteil von 29 Prozent, Tomaten mit einem Anteil von 64 Prozent sowie Essig/Balsamico mit einem Anteil von 80 Prozent.
Wie sollte der LEH italienische Produkte am POS vermarkten?
Durch Unterstreichung der Originalität und damit der Einzigartigkeit vieler italienischer Produkte kann die besondere Wertigkeit und damit auch ein korrespondierendes Preisniveau besser kommuniziert werden.