Das Tier ist, was es frisst

Dienstag, 02. Juli 2019
Fotos: iStock (K_Thalhofer)

Vor allem Halter von Hunden und Katzen folgen bei der Futterauswahl ihren eigenenErnährungsbedürfnissen. Die Branche reagiert darauf mit einer Vielfalt an Konzepten.

Getreidefrei, glutenfrei, bio lauten die Trends, die derzeit die Lebensmittelindustrie beherrschen – und ebenso den Markt für Tiernahrung bewegen. Detlev Nolte teilt als Pressesprecher die Beobachtung des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e.V. mit, Tiernahrung erweise sich in den vergangenen Jahren immer stärker als Folgemarkt der menschlichen Ernährung und zwar in immer kürzeren Abständen. Wie kommt es zu dieser Entwicklung, die sich überwiegend im Futtermarkt für Hunde und Katzen abzeichnet?  

Vorbild Humanernährung

Zunächst trägt der allgemeine Bewusstseinswandel in Richtung einer natürlichen, möglichst zusatzfreien und gesunderhaltenden Ernährung dazu bei, Haustiere nach gleichen Prinzipien zu ernähren, so das Fazit vieler Markenartikler. Voraussetzung dafür ist der heutige Bezug zum Haustier, das nahezu die Rolle eines Familienmitglieds einnimmt – und mit entsprechender Aufmerksamkeit ernährt wird. Und schliesslich sind es gesundheitliche Aspekte, die das Kaufkriterium lenken. Etwa Gewichtsprobleme: Mars Petcare hat ermittelt, dass fast jede zweite Katze und jeder zweite Hund in Deutschland inzwischen übergewichtig sind. Ausserdem werden zunehmend auftretende Unverträglichkeiten und Allergien bei Hunden und Katzen erkannt, die sich insbesondere durch Verdauungsstörungen und Hautprobleme äussern, erklärt Prof. Dr. Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung an der FU Berlin. Nicht immer liesse sich der Zusammenhang mit einer bestimmten Fütterung und dem Auftreten der Symptome herstellen. Dennoch ist die Beschäftigung mit der Fütterung einer der ersten Ansätze zur Ursachenforschung.

Ausdifferenziertes Angebot

Mit vielfältigen Konzepten wird dem Bedürfnis nach Tiergesundheit Rechnung getragen, was zu einem immer differenzierteren Angebot an Tiernahrung führt. Getreidefreies Futter steht dabei bis dato unangefochten an oberster Stelle. Nestlé Purina PetCare gibt an, dass nach dem erfolgreichen Launch der getreidefreien Nassnahrung, nun die getreidefreie Hundetrockennahrung bereits fast 30 Prozent des Umsatzes ausmache. «Nährstoffe sind das, was zählt, nicht Rohstoffe», ist man bei Mars Petcare überzeugt. Das zieht eine mit Nährstoffen angereicherte Produktpalette nach sich – wie Mineralien, Spurenelemente, Ballaststoffe oder Vitamine –  die im optimalen Fall auch individuelle Empfindlichkeiten des einzelnen Tieres berücksichtigt. Sie schliesst Alter, Grösse und Rasse, die Haltungsbedingungen sowie Bewegungsaktivitäten mit ein. 

«Clean Label»-Produkte sind wie im Lebensmittelmarkt ebenso im Tierfuttermarkt auf dem Vormarsch, hebt Gimborn hervor. Ausgelobt werden daher Produkte ohne Zucker- und Zuckerzusätze, Farb- oder Konservierungsstoffe. Steigende Bedeutung bekommt auch «Mono Protein»-Nahrung, führt Gimborn weiter aus, dabei werden alternative Proteinquellen wie von Känguru oder Insekten gefragter. «Superfood» heisst ein Trendstichwort, mit dem Tiernahrung der Humanernährung gleichzieht, heisst es von Vitakraft. Die Konsumforscher der GfK Austria erkennen eine steigende Nachfrage nach Bio-Hundefutter.

Zusammenfassend erklärt Dieter Meyer, Leiter Kommunikation von Vitakraft: «Naturnah, gesund und nachhaltig sind aktuell die Schlagwörter, die im Marketing und Produktpositionierung die Themen setzen – sowohl beim Hauptfutter als auch bei den Snackartikeln.» Die zunehmende Differenzierung des Tierfutterangebots mit den Parallelen zum Lebensmittelmarkt umfasst im Übrigen nicht nur die Rezepturen: «Kriterien wie Regionalität oder Verpackung stehen heute auf der Agenda», resümiert man bei Vitakraft.

Qualität wichtiger als Preis

Die Ernährung ihrer Lieblinge lassen sich Verbraucher auch gerne etwas kosten. Die Qualität des Hundefutters scheint wichtiger als der Preis. So heisst es aus dem Hause Nestlé Purina PetCare: «Im Rahmen unserer Konsumenten- und Shopperstudien stellen wir immer wieder fest, dass eher an den Ausgaben für sich selbst gespart wird, als an denen für die Vierbeiner. Tierbesitzer sind unserer Erfahrung nach bereit, für qualitativ hochwertige Produkte einen entsprechenden Preis zu zahlen.»

Das Herausstellen hochwertiger Markenprodukte zahle auch auf den Imagewert des Händlers ein, ergänzt Dieter Meyer von Vitakraft, was gemeinsam mit emotional inszenierten Themenwelten vom Verbraucher durch erhöhte Abverkäufe belohnt werde. Neben der emotionalen Stimulanz, die im wettbewerbsstarken Online-Kauf fehle, betonen die Markenartikler einen entscheidenden Vorteil des LEH, den es für die optimale Vermarktung von Tiernahrung bei dem derzeitigen Wunsch der Tierbesitzer nach gesunderhaltender Ernährung  zu nutzen gilt: «Individuelle Ernährungsberatung ist aus unserer Sicht der Schlüssel», bringt es Mars Petcare auf den Punkt.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Die Entwicklung des Marktes für Tiernahrung in der DACH-Region

Deutschland: Ein Gesamtumsatz von mehr als 4 Mrd. Euro im Fach- und Lebensmitteleinzelhandel und somit ein Plus von 1,5% bilanziert die deutsche Heimtierbranche im Jahr 2018. Hinzu kamen 625 Mio. Euro über den Online-Markt. Zu den Wachstumstreibern zählten die Segmente Hundesnacks (538 Mio. Euro, plus 4,9%) und Feuchtfutter (473 Mio. Euro, plus 6,3%). Der Katzenfuttermarkt blieb grösstes Futtersegment, musste aber ein leichtes Umsatzminus von 0,4% (1,577 Mio. Euro) hinnehmen.

Schweiz: In der Schweiz zeigte sich laut Nielsen der Umsatz für den Gesamtmarkt Tiernahrung 2019 mit einem Minus von 1,56% gegenüber dem Vorjahresmonat rückläufig (rund 245 Mio. CHF, MAT 4/2019). Stärkstes Futtersegment ist im gleichen Zeitraum ebenfalls das für Katzen, gleichwohl mit einem Umsatzminus von 1,5% (173,4 Mio. CHF). Umsatzstark präsentieren sich dagegen auch in der Schweiz die Snacks für Hunde und Katzen mit einem Plus von 12,46% (13,5 Mio. CHF).

Österreich: Ein durchschnittlicher Katzenhaushalt in Österreich gibt pro Jahr 231 Euro für Katzenfutter aus, meldet das Consumer Panel GfK Austria. Katzensnacks erreichen eine Käuferreichweite von 62% – neue Snacks in der Tube haben sich im MAT 4/2019 gegenüber dem Vorjahresmonat zwar umsatzmässig verdoppelt, allerdings bei der niedrigen Käuferreichweite von 1,4%. Hundehalter geben im Schnitt 185 Euro pro Jahr aus, die Beliebtheit von Hundesnacks ist ungebrochen, die Käuferreichweite ist unter den Hundefuttersegmenten mit 80% am höchsten (Nassfutter 62%, Trockenfutter 58%).

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Die «Urinary Paste» wird zur Vorbeugung und Verminderung von ernährungsbedingten Harnsteinen (FLUTD) und Harnwegserkrankungen bei Katzen empfohlen.