dm: Freiraum zur Entfaltung

Freitag, 06. November 2015
Foto: dm

Interview mit Christian Harms, dm-Geschäftsführer im Ressort Mitarbeiter zum Thema Employer Branding.
 

Sie gehören zu den Top-Arbeitgebern in der Handelsbranche. Was tun Sie, um akademischen Nachwuchs für Ihr Unternehmen zu gewinnen und auch zu binden?
Die Herausforderungen, denen sich Mitarbeiter in unserer Branche stellen müssen, unterscheiden sich meines Erachtens nicht sehr von denen anderer Branchen. Um den Herausforderungen begegnen zu können, spielt jedoch, neben der fachlichen Kompetenz, die persönliche Entwicklung des Einzelnen eine große Rolle. Daher geben wir bei dm unseren Mitarbeitern alle Freiheiten, die sie für ihre Entwicklung brauchen. Von Bedeutung ist eine gesunde Selbstwahrnehmung, um zu erkennen: Was will ich überhaupt? Was sind meine Stärken und Schwächen? Diesen Prozess der Reflexion versuchen wir zu unterstützen."

Was machen Sie anders als andere? Was zeichnet Sie als Top-Arbeitgeber aus?
Unsere dm-Unternehmensgrundsätze dienen als Orientierungshilfe für unser Miteinander. Darin wird auch der Umgang mit Kolleginnen und Kollegen beschrieben: „Wir wollen allen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, gemeinsam voneinander zu lernen, einander als Menschen zu begegnen, die Individualität des anderen anzuerkennen, um die Voraussetzungen zu schaffen, sich selbst zu erkennen und entwickeln zu wollen und sich mit den gestellten Aufgaben verbinden zu können. 

dm bietet für seine Mitarbeiter 40 Weiterbildungsangebote zu vielfältigen Themen an. Können Sie  Angebote daraus kurz vorstellen.
Das Lernangebot enthält Überraschendes, z.B. eine „Sprechwerkstatt“, eher philosophisch klingende Seminare wie „Von der Wahrnehmung zur Wirklichkeit“ und einen Theaterworkshop namens „Theaterträume“, offen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind Beispiele für Themen, die zunächst die Frage aufwerfen, inwieweit diese im Zusammenhang mit dem Qualifizierungsbedarf des Unternehmens stehen. Darüber hinaus gibt es auch sog. 'Werkstätten' zu warenkundlichen und unternehmensorganisatorischen Themen. Aber auch hier wird man nicht über Veränderungen belehrt, sondern kann selbst seine Erfahrungen einbringen, Experimente durchführen und sich selbst ausprobieren.

Warum gibt es bei dm keine Personalentwicklungsplanung, wie es ansonsten üblich ist?
Wir möchten es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitgehend selbst überlassen, was sie wann und in welcher Reihenfolge lernen möchten. Das Weiterbildungsprogramm ist in der Tat, wie es sich auch nennt, ein „Lernangebot“, das von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von dm aus freiem Entschluss genutzt werden kann."

Auf welchen Werten basiert Ihre Mitarbeiterführung – und wie leben Sie diese in der Praxis?
Werte sind essenziell, denn durch sie werden Haltungen geprägt. Und in den jeweiligen Haltungen liegen die fundamentalen Beweggründe für Entscheidungen und Handlungen. Die Menschen und ihre Entwicklungsmöglichkeiten müssen im Fokus der Bemühungen stehen, statt die Menschen als Mittel zum Zweck einsetzen zu wollen. Wir möchten allen dm-Mitarbeitern ausreichend Raum geben, ihre individuellen Fähigkeiten zu entfalten und sich mit ihren Ideen einzubringen. Jeder Einzelne trägt damit zur Entwicklung von dm bei und gestaltet die Unternehmenskultur aktiv mit. Indem wir nicht nur die fachliche, sondern auch die persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter fördern, schaffen wir für alle Mitarbeiter die Grundlage zur individuellen Entwicklung und Entfaltung. Denn aus unserer Sicht ist ein Unternehmen für die Menschen da – nicht umgekehrt. Es ist ein fester Bestandteil der dm-Unternehmensphilosophie, Vertrauen in die Menschen zu setzen. Das gilt für unsere Mitarbeiter genauso wie für unsere Kunden und Partner.

Wie werden Selbstbestimmung und Weiterbildung bei dm gelebt?
Wir unterstützen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen der persönlichen und fachlichen Weiterbildung aktiv mit einem umfassenden Lernangebot. So setzen wir mit neuen Aufgaben und Herausforderungen stetig neue Lernimpulse und bieten zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten an, wodurch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Chance haben, sich persönlich weiterzuentwickeln, Zusammenhänge für sich zu entdecken und das eigene Denken und Handeln zu reflektieren.

Motivation und Neugierde: Wie gehen Sie in Ihrem Unternehmen mit den beiden Themen im Hinblick auf Mitarbeiterbindung um?
Begriffe sind auch immer bewusstseinsprägend. Daher würde der landläufige Begriff 'Mitarbeiterbindung' wohl eher dem Bild des Mitarbeitenden als Mittel und nicht als Zweck entsprechen. Ich würde deshalb lieber von 'Angeboten der Arbeitsgemeinschaft zur Verbindung der Mitarbeitenden mit dm' sprechen. Insofern sind Motivation und Neugierde nicht Unternehmensziele, um Mitarbeitende auf einen bestimmten Punkt hin zu konditionieren, unserer Beobachtung nach wohl aber eine Folge, wenn man die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass sich die Mitarbeitenden mit ihrer Aufgabe verbinden können. Dreh- und Angelpunkt dabei sind die Kunden. Mit Kunden meine ich sowohl die Kunden im dm-Markt, als auch die internen Kunden der jeweiligen Dienstleistungsangebote innerhalb der Arbeitsgemeinschaft."

Sie fordern von Ihren Mitarbeitern Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken. Doch um dies leisten zu können, müssen die Mitarbeiter auch dazu bereit sein bzw. muss man die Mitarbeiter dahin entwickeln. Was meinen Sie?
Wenn man alles dafür tut, dass die Mitarbeitenden ihre Potentiale im vorgenannten Sinn entwickeln können, ist Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken eine mögliche Folge. Was es dazu vor allem braucht, hat bereits der preußische Reformator Freiherr von Stein in seinem kurzen Ausspruch: 'Zutrauen veredelt den Menschen- ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen' angedeutet. Um Verantwortung zu übernehmen und unternehmerisch handeln zu können, braucht es das Zutrauen des Umfeldes. Wenn man sich dann eingeladen, ermutigt und inspiriert fühlt, wird man in der Gemeinschaft über sich hinauswachsen. Anweisungen, bürokratische Strukturen und Denkverbote sind da eher weniger hilfreich."

 

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Info

Der Groß- und Einzelhandel ist mit fast fünf Millionen Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber. Das Interesse an einer Karriere im Handel fällt dagegen niedrig aus. Lediglich 2,8 Prozent der Studenten planen nach ihrem Studium einen Job in der Handelsbranche. Das ist das Ergebnis einer Befragung im Rahmen der Studienreihe „Fachkraft 2020“ des Personaldienstleistungs-Unternehmens Studitemps und dem Department of Labour Economics der Maastricht University. Die geringe Erwartung an die Jobzufriedenheit sowie die Sorge um Arbeitslosigkeit sind die Gründe hierfür. Ein Weg, das Image aufzubessern: Employer Branding, also der Aufbau und die Pflege einer Arbeitgebermarke. Dem MARKANT Mitglied dm ist dies par excellence gelungen. Das Drogeriewarenunternehmen zählt laut der Studitemps-Befragung zu den fünf beliebtesten Arbeitgebern im Groß- und Einzelhandel.