Daten – das Öl der Zukunft

Freitag, 05. Mai 2017
Fotos: T. Schindel

Die Digitalisierung als Chance – unter diesem Thema fand im Rahmen des 111. MARKANT Handels-Forum in Karlsruhe ein Themenkongress statt. Praktiker und Experten aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft beleuchteten die digitale Zukunft. 

Mehr als 1.000 Fachleute aus der Top-Markenindustrie, dem Lebensmittel- und Drogeriehandel haben am 111. MARKANT Handels-Forum in Karlsruhe teilgenommen. Dieser große Zuspruch beweist, dass das Handels-Forum, das schon seit 35 Jahren existiert, das bedeutendste Kommunikationsmedium in der Branche ist. „Hier leben wir Kooperation, wir reden nicht nur davon. Kooperation heißt auch zuhören und miteinander reden“, so Franz-Friedrich Müller, Geschäftsführer der MARKANT AG. Zu bereden gab es vieles. Die 232 Aussteller, darunter fast vierzig Neulieferanten (unter www.markant-magazin.com stellen wir Ihnen einige davon vor), präsentierten aus allen FMCG-Gruppen Neuheiten und Konzepte mit Fokus auf die aktuellen Foodtrends wie Veggie oder Protein. Aber auch im Bereich Convenience und Lifestyle war der Innovationsgeist zu spüren, hier wurden etwa eine Schweinshaxe im Bratenschlauch, Birkensaft in der Dose und das erste Brot ohne Mehl und ohne Hefe präsentiert.
 
Gespür für Zukunftsthemen
 
Zukunftweisendes gab es nicht nur auf dem Handels-Forum zu sehen, über Zukunftweisendes wurde vor allem auch ausgiebig referiert. Unter dem Motto „Daten - Transparenz - Kundennähe: Die Digitalisierung als Chance!“ hat die MARKANT einmal mehr ihr Gespür für Zukunftsthemen mit strategischem Ausmaß bewiesen. “Daten sind das Öl der Zukunft, der Schmierstoff in den komplexen Wertschöpfungsketten unserer Branche – strategisch, operativ, aber auch im Hinblick auf die Bedürfnisse der Konsumenten“, mit diesen Worten eröffnete Franz-Friedrich Müller, Geschäftsführer der MARKANT AG, den im Rahmen des Handels-Forums stattfindenden Themenkongresses. Durch  das Programm führte Jo Hiller, der Moderator des Wirtschafts- und Verbrauchermagazins Markt. Er stellte zugleich die Vergleichsfrage auf, was denn die Digitalisierung und der Brexit gemeinsam haben. Seine Antwort: „Ein Zurück wird es nicht geben. Wir wollen auch nicht zurück. Denn die Digitalisierung hat durchaus Vorteile, Chancen und Möglichkeiten.“ 
 
Echtzeitdaten relevant für den Umsatz
 
Den Auftakt des Kongresses gab Sven Gábor Jánszky, Trendforscher und Direktor des 2b AHEAD Think Tanks, mit seinem Vortrag über „Digitalisierung und Disruption – Treiber des modernen Handels“. Eine seiner Kernaussagen war: „Jeder, der das Datengeschäft kennt, weiß auch, dass sich das Verständnis von Daten
verändert hat. Viele Unternehmen denken noch, Daten sind Worte und Zahlen in Tabellen. Wer heute E-Commerce betreibt, der weiß, dass die statischen Daten in den Tabellen irrelevant sind. Für die Frage, wie sich ein Verbraucher für den Kauf im Hier und Jetzt entscheidet, sind hingegen Echtzeitdaten relevant.“ Damit mache der Handel Umsatz. Das einzig Neue im digitalen Transformationsprozess sei die Geschwindigkeit. Die Welt indes habe sich schon immer verändert. Daher ruft der Trendforscher zu folgendem Handeln auf: „Wir werden lernen müssen, die Dinge, die bisher richtig waren, zu vergessen, um offen zu sein für Neues. „Learn to unlearn“ sei dabei die wichtigste Kompetenz, die in Zeiten der Digitalisierung und Disruption gebraucht werde, um digitale Chancen und neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln zu können. Effizienz, Adaptivität und das Erkennen von Kundenbedürfnissen und damit Kundendaten sind dabei die Schlüssel, um die Digitalisierung als Chance zu nutzen.
 
Daten als Rückgrat aller digitalen Prozesse 
 
Fakt ist: Die digitale Transformation erfordert ein strategisches Umdenken in der gesamten Konsumgüterbranche. Dem Misstrauen der Konsumenten kann nur durch Aufklärung, Offenheit und Ehrlichkeit entgegen gewirkt werden. Aus diesem Grund spielen einheitliche Datenstandards und ein möglichst einfaches Handling bei Produktinformationen für die Verbraucher eine wichtige Rolle. Die Bereitstellung von korrekten und stimmigen Artikel-Stammdaten ohne Medienbrüche durch die Hersteller dringt dadurch in den Mittelpunkt und ist absolut essentiell mit Blick auf eine nachhaltige Absatzförderung. Vor diesem Kontext referierte Holger Rendler, Geschäftsführer MARKANT Deutschland, zum Thema „MARKANT – verlässlicher Kooperationspartner für digitale Prozesse“. „Zukunft wächst durch Vertrauen. Vertrauen erfährt man durch offene und valide Informationen durch Transparenz“,  so Rendler. Daten sind somit das Rückgrat aller digitalen Prozesse und unverzichtbar im digitalen Transformationsprozess. So will die MARKANT neue Informations- und Kommunikationswege aufbauen, wie etwa mit dem direkten Feedbacktool im zentralen Artikelstamm. Ziel ist hierbei, eine Verbesserung der Datenqualität herbeizuführen. Zudem bietet  MARKANT  neue Software-Leistungen an, die es den Handelspartnern ermöglicht, Produktrückrufe systemgestützt zu managen. „Denn gerade in Notfällen ist Transparenz, Offenheit und Schnelligkeit unterstützt durch digitale Prozesse unabdingbar“, so Holger Rendler. 
 
Mit Innovation zu reduzierter Komplexität
 
Es gilt, die Digitalisierung als Chance zu nutzen und dabei den Mehwert, den die Technologie für den Nutzer bietet, ins Zentrum zu setzen. Davon ist Dr. Stephen Sigrist, Gründer und Leiter des Think Tanks W.I.R.E, überzeugt.  Einleitend zu seinem Vortrag stellte er die Frage: „Was passiert mit der Digitalisierung des Essens?“ Fakt ist: Im Zentrum steht eine Personalisierung der Ernährung. Wachsende Transparenz, Inszenierung und Virtualisierung, Automation der Zubereitung und Demokratisierung der Produktion sind die Dimensionen, die das Thema ausmachen. Die digitale Transformation läuft indes schnell voran, die Rahmenbedingungen ändern sich ebenso rasant. Vor diesem Kontext warf Sigrist die nächste Frage auf:  Wie nutzt man die Chancen, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt?“ Letztlich könne man die Möglichkeiten nur dann ausschöpfen, wenn man ein realistisches Verständnis davon habe, was der Kundennutzen sei. „Während sich die Technologie relativ schnell entwickelt, heißt das nicht, dass sich der Verbraucher in der gleichen Geschwindigkeit genauso schnell entwickelt“, so der Experte. Wir leben heute in einer Welt, die eine Fülle von smarten Handels- und Food-Konzepten bietet: Apps liefern Ernährungstipps, den Soundtrack zum Lieblings-Champagner oder ermitteln die Kaufrequenz. Die Flut an Daten und Informationen führe dabei zu einer Überforderung. Noch mehr Entscheidungen trügen zu Stress und Verunsicherung bei. „Das more is more“ führe zu einem Informationen-Overkill. Innovation liege vielmehr in der Reduktion von Komplexität. „Es geht um eine differenzierte Beurteilung innerhalb der Wertschöpfungsketten, und es geht darum, zu verstehen, wo digitalisierte Systeme Sinn machen können und wo nicht“, so der Experte abschließend.  Sprich. Man muss gezielt wissen, was man mit der Datenflut erreichen will, und kann dann danach gezielt Innovationen konzipieren, die für den Kunden einen echten, nachvollziehbaren Nutzen haben. 
 
Mit Schnelligkeit erfolgreich sein im Zeitalter der Digitalisierung
 
Digitalisierung bedeutet Veränderung und Chaos. Mit dieser Aussage leitete Prof. Dr. Tobias Kollmann, Inhaber des Lehrstuhls für E-Commerce und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen, seinen Vortrag zum Thema „Wie die digitale Transformation gelingt“ ein. Er stellte klar: Digitalisierung ist unmittelbar mit Schnelligkeit verbunden. “Wer als erster ein Kundenbedürfnis oder Kundenproblem digital erkennt, der kann auch als erster ein digitales oder reales Angebot machen. Oft gelingt dies als Plattform durch KM-Effekt.“ Allerdings dürfe man dabei die digitale Veränderung nicht als einen technischen Knopf verstehen, den man nur zu drücken braucht. Es gehe vielmehr um evolutionäre Köpfe für digitale Geschäftsprozesse und Modelle. Allerdings mangelt es nach Ansicht von Kollmann eben an Köpfen für die digitale Transformation in Mittelstand und Industrie. Er rief dazu auf, das digitale Zeitalter aktiv zu gestalten. Hierfür bedarf es nach seiner Meinung vor allem einzigartiger Leadership in den Führungsetagen, denn Digitalisierung bedeutet schnelles Wachstum. Neben dem Ausbau von digitalen Leitplanken sowie den Ausbau von digitalen Plattformen im Netz gelte es, Daten als Grundlage für die Wirtschaft zu akzeptieren.
 
Abschließend appellierte Franz-Friedrich Müller mit dem Zitat von Niccoló Machiavelli „Die beste Methode, um Informationen zu bekommen, ist die, selbst welche zu geben“ an die Teilnehmer, die Chancen der Digitalisierung gemeinsam in Angriff zu nehmen. 
 

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

stock.adobe.com/Seventyfour

Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Statements

Die digitale Transformation erfordert ein strategisches Umdenken in der gesamten Konsumgüterbranche.  

Jo Hiller, Moderator und Reporter 
"Es wird geschätzt, dass schon vor zehn Jahren 94 Prozent der weltweiten technologischen Informationskapazitäten digital waren, etwa 15 Jahre früher waren es gerade mal drei Prozent - dies ist ein enormer Anstieg in kurzer Zeit. Heute, im Jahr 2017, werden wir wohl bei nahezu 100 Prozent sein. Die Preisfrage lautet dabei: Was haben Digitalisierung und der Brexit gemeinsam? ein Zurück wird es nicht geben." 

Franz-Friedrich Müller, Geschäftsführer MARKANT AG
„Informationen weitergeben, Daten stringent für Kunden managen und dabei transparent bleiben, so sieht für uns Kooperation im digitalen Zeitalter aus. Macht durch Information hat ausgedient.“

Sven Gábor Jánszky, Trendforscher und Direktor des 2b AHEAD Think Tanks
„Jeder, der das Datengeschäft kennt, weiß auch, dass sich das Verständnis von Daten verändert hat. Viele Unternehmen denken, Daten sind Worte und Zahlen in Tabellen. Wer heute E-Commerce betreibt, weiß, dass statische Daten irrelevant sind. Für die Frage, wie entscheidet sich ein Verbraucher im Hier und Jetzt, sind Echtzeitdaten relevant. Darin liegt die Zukunft und ist die Basis für Erfolg.“

Holger Rendler, Geschäftsführer MARKANT Deutschland
„Um die Digitalisierung als Chance zu nutzen, ist es unabdingbar, neue Wege zu beschreiten. Daten, Kunden, Vertrauen und Transparenz können nur gemeinsam betrachtet werden. Digitale Technik ist dabei zwingende Voraussetzung, um die Chancen wahrnehmen zu können. Auch wir werden neue Wege beschreiten. MARKANT ist schon seit langem eine Datenplattform und wird zu einer Datendrehscheibe werden."
 
Dr. Stephan Sigrist, Gründer und Leiter des Think Tanks W.I.R.E
„Die Technologie entwickelt sich rasant schnell. Das heißt aber nicht, dass sich der Verbraucher in der gleichen Geschwindigkeit genauso schnell entwickelt. Die Flut an Daten führt vielmehr zu Überforderung und Stress. Innovation liegt jedoch in der Reduktion von Komplexität. Es geht also um eine differenzierte Beurteilung innerhalb der Wertschöpfungsketten, und es geht darum, zu verstehen, wo digitalisierte Systeme Sinn machen und einen echten, nachvollziehbaren Kundennutzen stiften können."
 
Prof. Dr. Tobias Kollmann, Inhaber Lehrstuhl für E-Business und E-Entrepreneurship, Universität Duisburg-Essen
„Unternehmen für die reale Wirtschaft als Weltmarktführer von heute sind vorhanden, aber Unternehmen für die digitale Wirtschaft als Weltmarktführer von morgen fehlen.“

 

Info

37 neue Lieferanten auf dem MARKANT Handels-Forum
 
Auf dem 111. MARKANT Handels-Forum präsentierten 37 neue Lieferanten ihr Portfolio. Hier ein Auszug ausgewählter Hersteller. Weitere neue Markenartikler finden Sie online unter www.markant-magazin.com.
 
Promayro Food
Das Start-Up-Unternehmen produziert unter der Marke Protami seit April 2014 Premium Protein-Eis ohne Zuckerzusatz, Aromen oder Farbstoffe. Derzeit sind vier Varianten wie etwa Chocolate Chip  erhältlich. Ferner bieten die Münchner unter der Linie „Green Protami“ einen Quinoa Protein Lunch. Dabei handelt es sich um  ein pflanzliches Fertiggericht auf Quinoa-Basis, das in den drei Varianten Italy, Spicy India und Hot Mexico angeboten wird. Promayro Food will mit seinen Produkten Ernährungsbewusste und Sportler ansprechen.
 
Koawach
Die Welt ein bisschen nachhaltiger, fairer, schmackhafter und munterer zu machen – das ist das Ziel von Koawach. Das Berliner Unternehmen produziert kakaohaltige Getränkepulver mit und ohne Guarana plus feinste Gewürze. Sämtliche Zutaten stammen aus nachhaltigem, ökologischem und fairem Bio-Anbau in Lateinamerika. Je nach Geschmacksrichtung variieren die Kakaoanteile zwischen 44 Prozent bis zu 89 Prozent. Die Klassik- und die Pfefferminz-Variante gibt es jetzt auch trinkfertig verpackt in der to-go-Dose.
 
Chipsbox 
Für echte Innovation im Chips-Markt zu sorgen, das ist die Mission und das Ziel von Chipsbox. Das Start-Up hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kartoffelchips mit echten luftgetrockneten Gemüsechips oder Obstchips aufzuwerten und so für besondere Geschmackshöhepunkte zu sorgen. Verwendet werden ausschließlich biologische Zutaten. Die Chips sind bio, vegan und glutenfrei. 
 
Allos Hof-Manufaktur 
Der Bio-Pionier bietet unter der Marke Tartex vielfältige Brotaufstriche an, die zu 100 Prozent bio und zu 100 Prozent vegan sind. Daneben steht die Marke heute auch für vegetarische Fertiggerichte für unbeschwerten Genuss in hoher Qualität. „Natural, fair & delicious“ ist das Motto der Marke Cuppe, die ebenfalls zu den „Bio-Originalen“ von Allos gehört. Mit der Teemarke will der Bio-Pionier für Teemomente sorgen wie etwa mit „My Time“ oder „Sweet Dreams“.
 
Berief Food
Seit seiner Gründung vor über 30 Jahren hat sich das Unternehmen vom versierten Tofu-Fabrikanten zum Ernährungs-Spezialisten für hochwertige, moderne Soja Produkte entwickelt. Die Produktpalette umfasst über 35 Tofu- und Sojaprodukte von pflanzlichen Variationen zu Fleisch- und Wurstwaren über Brotaufstriche bis hin zu Bio Drinks auf Basis von Soja, Getreide und Mandeln.
 
Dr. Förster 
Im Betrieb in Neu-Isenburg bei Frankfurt/Main stellt Dr. Förster laut eigenen Angaben Produkte von höchster Reinheit und Qualität her, unter Einhaltung medizinischer Standards und ethischer Grundsätze. Das Portfolio wurde dabei über die Jahrzehnte erweitert und die Rezepturen der Körperpflege, Hautpflege und natürlichen Gesundheitsprodukte mit Ärzten, Apothekern, Chemikern, Kosmetikern und Ökotrophologen anhand neuester Studien und aktuellem Wissenstand stetig perfektioniert. Auf die Qualität der Zutaten legt Dr. Förster größten Wert. Die pflanzlichen Rohstoffe stammen von ausgewählten, kontrollierten Produzenten und sind aus kontrolliert biologischem Anbau oder aus kontrollierter Wildsammlung. Seinen Namen verdankt das Unternehmen dem Arzt und Apotheker Dr. Walther Förster, der es im Jahr 1927 gründete, um naturbasierte Arzneimittel und Pflegeprodukte herzustellen. Er setzte sich zum Ziel, das Jahrtausende alte, wertvolle Wissen um die Pflanzenheilkunde zu erhalten und zum Wohl der Menschen zu nutzen sowie zugänglich zu machen.